Israel: Filmemacher wollen Grab Jesu präsentieren

Hollywood goes Jerusalem

Israelisch-amerikanische Filmemacher wollen in Jerusalem das Grab Jesu entdeckt haben. Laut Medienberichten wird der TV-Sender Discovery Channel die Entdeckungen am Montag vorstellen. Der Film von Oscar-Preisträger James Cameron ("Titanic") will demnach Forschungsergebnisse vorstellen, die die "Grundfesten des christlichen Glaubens" erschütterten. Wissenschaftler melden Zweifel an.

 (DR)

Der an der Untersuchung der Grabhöhle beteiligte Archäologe Amos Kloner wies die Interpretation der Funde als wissenschaftlich nicht haltbar zurück. Er sagte der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA), die Grabhöhle im Jerusalemer Stadtviertel Talpiot sei bereits 1980 entdeckt worden. Er selbst habe vor elf Jahren einen kurzen Aufsatz dazu veröffentlicht.

Nach Kloners Worten ist die Grabhöhle aus dem ersten nachchristlichen Jahrhundert heute nicht mehr zugänglich. Sie sei nach ihrer Entdeckung "von frommen Juden als Aufbewahrungsstätte für verbrauchte heilige Schriften verwandt und mit Steinblöcken versiegelt" worden.

Kloner bestätigte, dass in der für eine mittelständische jüdische Familie typischen Grabstätte zehn steinerne Ossuarien gefunden worden sein. Auf sechs dieser Knochenkästen seien Namen eingeritzt, darunter auf Griechisch "Maria". Weitere Ossuarien seien mit hebräischen oder aramäischen Namen wie "Jesus, Sohn des Josef", "Jehuda, Sohn des Jesus" sowie mit "Maria" versehen.

Namensgleichheit "reiner Zufall"
Die Behauptung des Discovery Channel, wonach es sich um das Grab Jesu und seiner Familie handele, wies der Archäologe als nicht tragfähig zurück. "Ich halte es für reinen Zufall, in einer Jerusalemer Höhle Ossuarien mit den Namen von Familienangehörigen des biblischen Jesus gefunden zu haben." Es sei "ausgeschlossen, dass sich mehrere Generationen einer Familie aus Nazareth in Jerusalem begraben ließen", so Kloner.

Archäologen haben in Jerusalem bereits Dutzende solcher Grabhöhlen entdeckt. Viele Ossuarien tragen die damals weit verbreiteten Namen Maria, Josef oder Jesus. Ebenfalls im Stadtviertel Talpiot wurde 1991 in einer anderen Grabhöhle ein reich geschmücktes Ossuarium mit der Inschrift "Kaiphas, der Hohepriester" gefunden.