Kirchen unterstützen von der Leyen im Streit um Kinderbetreuung betonen aber Wahlfreiheit

Größte Förderung wäre Chance "bei den Kindern zu bleiben"

Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen (CDU) wird bei ihren Plänen zum Ausbau der Kinderbetreuung von den Kirchen unterstützt.
Der Berliner Kardinal Georg Sterzinsky sagte dem domradio, er befürworte Wahlfreiheit und neue Betreuungsangebote, wenn diese Eltern unterstützten und die Erziehung der Kinder ergänzten. Sterzinsky betonte aber, die größte Förderung wäre, wenn "Eltern den Mut haben könnten, bei den Kindern zu bleiben", also auf Erwerbstätigkeit verzichten könnten.

 (DR)

Der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, Hans Joachim Meyer, sagte am Dienstag in Bonn, der Ausbau von Betreuungsangeboten für Kinder unter drei Jahren sei "überfällig und dringend notwendig". Eltern hätten nur dann echte Wahlfreiheit, wenn für ihre Kinder solche Angebote erreichbar und in ausreichender Anzahl vorhanden seien.

In den vergangenen Tagen hatten sich bereits der Präsident der Diakonie, Klaus-Dieter Kottnik, und die hannoversche Landesbischöfin Margot Käßmann hinter von der Leyen gestellt. Käßmann äußerte Unverständnis über die familienpolitische Debatte in der Union. Sie könne die Empörung über den Vorstoß von der Leyens zum Ausbau der Kinderbetreuung nicht nachvollziehen. Von der Leyens Weg sei "konsequent und mutig". Frauen müssten die Chance haben, Familie und Beruf zu verbinden.

Von der Leyen hatte vorgeschlagen, die Zahl der Betreuungsplätze für Kinder unter drei Jahren bis 2013 auf rund 750.000 zu verdreifachen. Das Familienministerium veranschlagt die Kosten dafür auf drei Milliarden Euro jährlich. An dem Vorschlag hatte sich eine unionsinterne Debatte über die Familienpolitik entzündet. Zuletzt hatten etliche Kritiker der Ministerin aber Entgegenkommen signalisiert.

Am Dienstag befürwortete auch eine Gruppe junger Abgeordneter aus der CDU/CSU-Bundestagsfraktion die Pläne von der Leyens. Der Parlamentarische Staatssekretär im Familienministerium, Hermann Kues, sagte in Neumünster, ob man Kinder zu Hause erziehe oder in einer Tagesstätte betreuen lasse, müsse jeder selbst entscheiden. "Aufgabe der Politik ist es, die nötige Infrastruktur zu schaffen, um beide Möglichkeiten zu bieten."

Der sächsische Kultusminister Steffen Flath
(CDU) warnte Eltern hingegen in der "Sächsischen Zeitung" davor, die Verantwortung für die Erziehung der Kinder an den Staat abzuschieben. Zugleich bezweifelte er, dass eine bessere Kinderbetreuung zu einer höheren Geburtenrate führe.

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