Anglikaner: Keine Pläne zur Wiedervereinigung unter dem Papst

Gerüchte um anglikanisch-katholisches Dokument

Vertreter der anglikanischen Kirche haben Presseberichte über eine Wiedervereinigung mit der katholischen Kirche unter der Leitung des Papstes dementiert. Die Veröffentlichung der britischen Tageszeitung "Times" verzerre die wahre Absicht eines gemeinsamen anglikanisch-katholischen Dokuments und mache aus jahrelangen Bemühungen um Verständigung eine vermeintliche Sensation, heißt es in einer am Montagabend in London veröffentlichten Stellungnahme. Die "Times" hatte am Montag über angeblich "radikale Vorschläge" berichtet, die beiden Kirchen unter römischer Führung wiederzuvereinigen.

 (DR)

Das Blatt berief sich auf den 42-seitigen Entwurf eines Bilanzpapiers, das die gemeinsame internationale anglikanisch-katholische Kommission (IARCCUM) erarbeitet hat.
Zwei führende anglikanische Köpfe des Gremiums halten nun fest, das Dokument sei weder endgültig zwischen Rom und London abgestimmt noch korrekt wiedergegeben.

Drohender Bruch der anglikanischen Kircheneinheit
Erzbischof John Bathersby und Bischof David Beetge kritisieren unter anderem, dass die "Times" bereits über mögliche Reaktionen der katholischen Kirche auf einen drohenden Bruch der anglikanischen Kircheneinheit spekuliere. Dabei hätten sowohl der Päpstliche Einheitsrat als auch Benedikt XVI. persönlich immer wieder öffentlich den Wunsch geäußert, die Einheit der 78 Millionen Anglikaner weltweit möge erhalten bleiben. In der Vergangenheit hatten liberale Tendenzen innerhalb der anglikanischen Kirche wiederholt zur Abwanderung von Priestern und Gläubigen zur katholischen Kirche geführt.

Derzeit tagen im tansanischen Daressalam 35 der 38 Oberhäupter der anglikanischen Nationalkirchen, um einen endgültigen Bruch zwischen dem konservativen und dem liberalen Flügel zu verhindern. Streitfragen sind vor allem die Bischofsweihe für Frauen, der Umgang mit bekennend homosexuellen Priestern sowie kirchliche Zeremonien für gleichgeschlechtliche Paare.

Weder radikal noch neu
Die anglikanischen Theologen erläutern, das Positionspapier spiegele "sehr aufrichtig" jene Positionen wider, die Vertreter beider Seiten in 35 Jahren gemeinsamer Diskussionen erarbeitet hätten. Diese seien weder radikal noch neu, noch kehrten sie bestehende Differenzen unter den Teppich. Die theologischen Unterschiede würden in gesonderten Einschüben des Dokuments erörtert. Obwohl der "Times"-Beitrag verzerrte Erwartungen wecke, sei zu hoffen, dass das gemeinsame Dokument nützlich für den weiten Weg zu einer vollen Kirchengemeinschaft sein könne, so die beiden Bischöfe.