Abschlussbericht des anglikanischen Krisengipfels

Ultimatum an US-Liberale Anglikaner

Mit einem scharfen Ultimatum, aber ohne Spaltung ist in der Nacht zum Dienstag in Daressalam der Krisengipfel der anglikanischen Weltgemeinschaft zu Ende gegangen. In einer kurz vor Mitternacht einstimmig verabschiedeten Resolution wird die liberale US-Episkopalkirche aufgefordert, binnen sieben Monaten zu beweisen, dass sie sich dauerhaft von ihrem bisherigen Kurs abgewandt hat. Gelinge das nicht, werde dies "Konsequenzen" für die "volle Teilhabe" an der anglikanischen Gemeinschaft haben.

 (DR)

Die Bischofsweihe eines bekennend Homosexuellen sowie Segnungsriten für gleichgeschlechtliche Paare in den USA und Kanada haben den konservativen und den liberale Kirchenflügel an den Rand der Spaltung gebracht. Das fünftägige Gipfeltreffen in Tansania stand von Beginn an unter den Vorzeichen eines möglichen Schismas. Mehrere Oberhäupter konservativer Nationalkirchen, vor allem aus Afrika, drohten mehrfach, sich nicht an einen Tisch mit der anwesenden leitenden Bischöfin der US-Kirche, Katharine Jefferts Schori, zu setzen. Auch eine gemeinsame Abendmahlsfeier lehnten sie ab.

Spannung bis zuletzt
Bis zuletzt hielten Beobachter für möglich, dass die Konservativen der Gruppierung "Global South" aus einer gemeinsamen Schlusserklärung ausscheren und ein Minderheitenvotum veröffentlichen könnten. Dies hätte faktisch ein Schisma bedeutet. Sie fordern seit Jahren eine "Umkehr" oder "Buße" der US-Kirche, was bislang aber nur halbherzig erfolgte.

Daher erkennen Kirchenführer wie der Primas von Nigeria, Erzbischof Peter Akinola, die liberale Leitung der US-Kirche nicht mehr an und streben nach einer Art Parallelkirche. Darin sollen sich nach ihren Vorstellungen konservative US-Anglikaner in eigenen Gemeinden unter der Obhut so genannter Fliegender Bischöfe oder sogar unter Bischöfen anderer Nationalkirchen zusammenschließen.

Die anglikanische Weltgemeinschaft mit ihren rund 78 Millionen Mitgliedern ist in weitest gehend autonome Nationalkirchen gegliedert. Der Erzbischof von Canterbury als Ehrenprimas hat keine Rechtsmittel zur Disziplinierung der einzelnen Gliedkirchen.