Bundespräsident Köhler appelliert an alle Christen

"Ökumene braucht neuen Schwung"

Bundespräsident Horst Köhler hat Protestanten und Katholiken zur weiteren Annäherung ermuntert. "Ökumene braucht neuen Schwung. Da sind wir alle als Christen gefragt", sagte das Staatsoberhaupt am Freitag in Wittenberg. Seit Donnerstag beraten in der Stadt des Reformators Martin Luther 150 Vertreter von Kirchen und ökumenischen Bewegungen aus Europa.

 (DR)

"Das gemeinsame Abendmahl ist ein großes Thema"
Nach Köhlers Worten erhoffen sich viele Menschen in Deutschland Fortschritte in der Zusammenarbeit und gegenseitigen Anerkennung der verschiedenen christlichen Kirchen. Das gemeinsame Abendmahl sei dabei ein großes Thema. Bei allem Verständnis für theologische Unterschiede bleibe in den Gemeinden der Wunsch nach mehr Gemeinschaft. Das gelte gerade in Zeiten, in denen Kirchgänger sich in der Minderheit fühlten.

Zugleich sei das Interesse der Gesellschaft an religiösen Themen groß, so der Bundespräsident. Die Kirchen genössen gerade in ethischen Fragen Aufmerksamkeit. "Sie können die Chance nutzen, indem sie die Stimmenvielfalt und Verschiedenheit in den Dienst der zentralen Botschaft ihres Glaubens und ihrer Überzeugungen stellen", wandte Köhler sich an die Versammlung.

Comece-Präsident mahnt Europas Christen zu globalerer Sicht
Der Präsident der katholischen EU-Bischofskommission (COMECE), der niederländische Bischof Adrianus van Luyn, hat die Christen in Westeuropa zu einer globaleren Sichtweise aufgerufen. "Europa hat Verantwortung für die ganze Welt", sagte van Luyn am Samstag der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) in Wittenberg. Zumeist definierten die Europäer das Gemeinwohl "immer sehr nah" bei sich selbst, bemängelte er. Das Gemeinwohl weltweit, um das es heute gehen müsse, sei für viele dann aber weit weg.

Zugleich mahnte der Bischof von Rotterdam davor, Europa mit der EU gleichzusetzen. Die EU sei eine politische Institution und bilde nicht den ganzen Kontinent ab. Wer in Westeuropa davon spreche, die Christen in osteuropäischen Ländern sollten "zurück nach Europa", verkürze das Wesen Europas und blende die reichen Traditionen des Ostens aus, mahnte van Luyn. "Wir müssen uns gemeinsam dieses großen Erbes bewusst sein, es der Gesellschaft weitergeben und glaubwürdig vorleben." Das sei der Dienst, den die Christen heute zu leisten hätten.

Die zwei Lungen Europas
Van Luyn erinnerte an das wiederholt von Papst Johannes Paul II.
verwendete Bildwort von den beiden Lungen Europas. Der Bedeutung von West und Ost müssten sich gerade die Christen bewusst sein. Der Bischof weiter: "Das christliche Erbe haben wir gemeinsam. Da können wir nicht eine Seite, nicht einen Lungenflügel ausblenden."

Noch bis Sonntag beraten in der Stadt des Reformators Martin Luther 150 Vertreter von Kirchen und ökumenischen Bewegungen aus Europa Dabei geht es um das christliche Erbe Europas, die Säkularisierung und ein besseres Miteinander der Konfessionen. Die Delegierten aus rund 30 Ländern wollen die 3. Europäische Ökumenische Versammlung (EÖV3) im September im rumänischen Sibiu (Hermannstadt) vorbereiten.