Unicef-Studie: Lage der Kinder in Deutschland nur Mittelmaß

Holländische Kinder, glückliche Kinder

Die Lage der Kinder in Deutschland ist nach einer Studie des UN-Kinderhilfswerks Unicef im Vergleich zu anderen Industrienationen nur durchschnittlich. Nach einer am Mittwoch in Berlin veröffentlichten Studie landet Deutschland unter 21 untersuchten Ländern lediglich auf Rang 11. Die ersten Plätze belegen die Niederlande, Schweden, Dänemark, Finnland, Spanien und die Schweiz. Am schlechtesten schnitt Großbritannien ab.

 (DR)

In der Studie werden die materielle Situation, Gesundheit, Bildung, Beziehungen zu Eltern und Gleichaltrigen, Lebensweise und Risiken sowie die eigene Einschätzung der Kinder und Jugendlichen verglichen. Deutschland zeichne sich vor allem "durch sein Mittelmaß aus", heißt es in der Studie.

Die deutsche Unicef-Vorsitzende Heide Simonis sprach von einer unbefriedigenden Situation. Sie plädierte am Morgen im Bayerischen Rundfunk für mehr Ganztagesschulen und frühkindliche Betreuungsangebote. Außerdem müsse die Politik die Probleme von Kindern ernster nehmen. Dies könnte durch Kinder- und Jugendräte geschehen.

Regionale Unterschiede
In der Bundesrepublik seien deutliche regionale Unterschiede erkennbar, sagte Simonis. So stehe Bayern beim Bildungsstand im Vergleich zu Bremen "absolut gut" da. In dem Stadtstaat gebe es aber auch deutlich mehr Migrantenfamilien als im Freistaat. Aus der Studie gehe zudem hervor, dass in Deutschland mehr Jugendliche unter 15 Jahren als in allen anderen untersuchten Ländern rauchten. Außerdem hätten fast 40 Prozent der befragten Kinder und Jugendlichen angegeben, ihre Eltern würden mit ihnen "nie richtig reden". Es gebe aber auch positive Ergebnisse, ergänzte Simonis. So sei etwa die Aggressivitätsrate unter Kindern und Jugendlichen in Deutschland vergleichsweise niedrig.

Auch der Berliner Jugendforscher Hans Bertram forderte von der Politik mehr Aufmerksamkeit für die Lebenswelten der Jungen und Mädchen. Politik für Kinder sei in Deutschland "meist nur Mittel zum Zweck, um Arbeitsmarktprobleme zu entschärfen oder die Rentenkassen zu füllen", kritisierte er.

Der Deutsche Caritasverband erklärte, die Unicef-Studie zeige deutlich, dass das Fehlen einer verlässlichen Lebensumwelt gravierende Nachteile für die Entwicklung und die Möglichkeiten der Teilhabe für Kinder bedeute. Dies gelte im Besonderen für bildungsferne Familien mit niedrigen Einkommen und Familien mit Migrationshintergrund. Präsident Peter Neher verwies auch darauf, dass "eine dramatisch große Zahl von Kindern arm in einem reichen Land wie Deutschland lebt. Das kann einfach nicht hingenommen werden", sagte er.