Tornados sind im Tiefflug ideales Angriffsziel für Taliban

Gefahr durch "MANPADS"

Die Gefahren bei den Einsätzen der Tornado-Aufklärungsmaschinen in Afghanistan lauern bei Erkundungen im Tiefflug. "Wir sind bei Flügen in 30 Meter Höhe ein ideales Angriffsziel für die Taliban", erläuterte einer der Piloten am Mittwoch der Nachrichtenagentur ddp.

 (DR)

Von ddp-Korrespondent Friedrich Kuhn

Die "MANPADS" (Man-Portable Air Defence Systems), zu denen die "Stinger"-Raketen amerikanischer Herkunft und die russischen SA 9, SA 13 und SA 17-Raketen gehören, können von der Schulter aus abgefeuert werden. Sie funktionieren nach dem Prinzip "fire and forget" (feuern und vergessen). Die Raketen suchen auf sechs Kilometer Entfernung selbständig ihr Ziel. Sie spüren Hitzequellen auf, besonders die Triebwerke des Flugzeuges. Die Trefferquote liegt nach Angaben von Militärexperten bei über 90 Prozent.

Die Piloten der Tornados sind sich im klaren darüber, dass sie neben ihren Flügen in gesicherten Höhen gerade im umkämpften Süden und Osten von Afghanistan auch auf 30 Meter Tiefe runter müssen, um die Taliban aufzuspüren. In einer Erklärung der Regierung heißt es auch unmissverständlich: "Die Einsatzoptionen und damit die Flughöhen der durch ISAF eingesetzten Luftfahrzeuge ergeben sich aus dem konkret zu erfüllenden Aufklärungsauftrag vor dem Hintergrund der jeweils aktuellen Bedrohungslage. Dies kann aus taktischen Gründen ein Einfliegen in den Wirkungsbereich von MANPADS erforderlich machen". Die Tornados verfügen allerdings über eine "Selbstschutzausstattung", beruhigt die Bundesregierung.

Die speziell für die Tornados gefährlichen "Stinger"-Raketen können bis zu einer Höhe von über 3 800 Meter aufsteigen. Die 1,5 Meter langen und nur 16 Kilogramm schweren Raketen können leicht transportiert werden. Mit wenigen Handgriffen kann das Griffstück vom Startrohr getrennt und wieder verwendet werden. Die westlichen Geheimdienste vermuten, dass die Taliban über eine große Zahl von "Stingers" verfügen. Die Raketen können auch von einem Startbehälter auf einem Lastwagen abgefeuert werden.

Die "Stinger"-Raketen wurden schon Mitte der 70er Jahre in den USA entwickelt. Sie wurden bei der Besetzung von Afghanistan durch die Sowjets von 1979 bis 1989 zu einer Art Wunderwaffe. Der Westen befand sich mit dem Sowjetreich im Kalten Krieg. Also versorgte der US-Geheimdienst CIA in der Konfrontation mit Moskau die afghanischen Rebellen der Mudschahedin über Pakistan mit mehreren tausend "Stingers" im Wert von vielen Milliarden Dollar. Mit den von Amerika gelieferten Raketen wurden seinerzeit an die 300 Kampfflugzeuge der sowjetischen Besatzer abgeschossen.

Nach der Machtübernahme der Taliban in Afghanistan fielen die Raketen in deren Hände. Schon mehrfach haben die Taliban Raketen auf US-Militärjets abgeschossen. Die Verluste der Amerikaner durch "Stingers" wurden bisher verschwiegen. In einer Erklärung der Bundesregierung an Abgeordnete, die ddp vorliegt, wird darauf hingewiesen, dass die deutschen Tornados mit "massiven Ausweichmanövern im Fall eines tatsächlichen Beschusses die Bedrohung auf ein vertretbares Maß reduzieren können". Welche Flughöhe die Tornados zur "Erzielung von Aufklärungsergebnissen" wählen, obliege letztlich den Besatzungen der Maschinen. Sie sind für den Notfall mit einem Notfunkgerät ausgerüstet, das bei einem Rettungsausstieg automatisch ein Notrufsignal über