Das ZDF entdeckt Muslime als Zielgruppe

"Wort zum Freitag"

Das ZDF will ab Mai ein "Wort zum Freitag" für Muslime in sein online-Angebot aufnehmen. Es werde in deutscher Sprache veröffentlicht, Vorbild sei das "Wort zum Sonntag" der ARD, sagte ZDF-Chefredakteur Nikolaus Brender am Dienstag in Mainz.

 (DR)

Darin sollen nicht nur Imame zu Wort kommen, sondern auch deutsche Kommentatoren, die aktuelle Themen aufgreifen und zur Diskussion anregen. Ob das "Wort zum Freitag" als Audio-Podcast oder als Text zugänglich gemacht werde, sei noch nicht klar, sagte Brender. Auf jeden Fall solle die Botschaft auf Deutsch verbreitet werden, damit darüber diskutiert werden könne. Mit solchen Angeboten wolle das ZDF "Marken setzen", sagte Brender. Online könnten Nutzer erreicht werden die das deutsche Fernsehen wenig nutzten - etwa Jugendliche und Migranten.

Die ZDF-Kirchenredaktion behandle zur Zeit das Thema Islam mit besonderer Aufmerksamkeit, begründete der ZDF-Chefredakteur das Engagement seines Senders. Das "Wort zum Freitag" sei als ein weiteres Element der Auseinandersetzung mit dem Islam gedacht.

Fernsehausstahlung nicht ausgeschlossen
Zunächst solle dies im ZDF-Onlinedienst erscheinen, um die Reaktionen der Nutzer kennen zu lernen. Bei positiver Resonanz sei auch die Ausstrahlung im TV-Programm denkbar. "Es muss eine Ebene geben, auf der man sich mit der Religion auseinandersetzen kann", betonte Brender. Der evangelische Bischof Wolfgang Huber befürworte die Idee ebenso wie Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble (CDU).

ARD gegen "Wort zum Freitag"
Vor einem Jahr hatte der ARD-Vorsitzende Thomas Gruber ein damals von der Partei Bündnis 90/Die Grünen gefordertes "Wort zum Freitag" für Moslems in Deutschland abgelehnt. Grund seien geltende Rundfunkgesetze, sagte Gruber damals gegenüber der "Bild".
Laut der Rundfunkgesetze müssen anerkannte Religionsgemeinschaften über den Status einer Körperschaft des öffentlichen Rechts verfügen. Dies sei beim Islam jedoch nicht der Fall.

Das christliche "Wort zum Sonntag" habe seinen Platz im deutschen Fernsehen, weil "unsere Kultur geprägt ist von den Traditionen des christlichen Abendlandes", erklärte Gruber.