Papst suspendiert Bischof der als Präsidentschaftskandidat antritt - Kontroverse Reaktionen in Paraguay

Streit um Politiker-Bischof

In Paraguay ist eine heftige Diskussion über die kirchliche Suspendierung von Bischof Fernando Lugo entbrannt. Nach Ansicht der Regierung in Asuncion hat Lugo kein Recht, als Kandidat an den Präsidentschaftswahlen 2008 teilzunehmen. Die Verfassung erlaube es keinem Geistlichen, für das höchste Amt im Staat zu kandidieren. Lugo war zuvor von Papst Benedikt II. suspendiert worden.

 (DR)

"Kein zivilrechtlicher Hinderungsgrund"
Der frühere Bischof von San Pedro sei zwar suspendiert worden, gehöre jedoch weiterhin dem geistlichen Stand an, hieß es am Freitag in der lokalen Presse.

Demgegenüber versicherte der Sprecher der Paraguayischen Bischofskonferenz, Bischof Zacarias Ortiz, nach der Verfassung des südamerikanischen Landes gebe es keinen zivilrechtlichen Hinderungsgrund für Lugos Kandidatur, auch wenn die Kirche ihn weiterhin als Geistlichen betrachte. Nur das kanonische Recht untersage ihm eine politische Tätigkeit, nicht jedoch die Verfassung.

Gute Wahlchancen
Der 57-jährige Geistliche, der seit 1994 Bischof ist, hatte Ende Dezember offiziell seine Kandidatur für die Präsidentschaft angekündigt. Lugo werden gute Chancen eingeräumt, 2008 Präsident Nicanor Duarte und seine seit Jahrzehnten regierende Partei "Partido Colorado" ablösen zu können. Von 1954 bis 1989 wurde das Land von Diktator Alfredo Stroessner beherrscht. Paraguay gilt als einer der korruptesten Staaten Lateinamerikas. Die Armutsrate liegt bei rund 50 Prozent.

Der Geistliche bezeichnet sich als Kandidat des Volkes und der politischen Mitte. Er vertrete verschiedene politische Richtungen, die vereint ein neues Paraguay aufbauen wollten. Er werde ein gerechteres Land mit größerer Chancengleichheit schaffen. Die bisherige Politik sei verantwortlich dafür, dass jeder zweite Bürger in Armut lebe.

Nach dem Kirchenrecht ist es Priestern untersagt, "öffentliche Ämter anzunehmen, die eine Teilhabe an der Ausübung weltlicher Gewalt mit sich bringen". Im Jahr 2005 ermahnte Benedikt XVI. die Priester zur Konzentration auf ihr geistliches Amt. Die Identität des Geistlichen dürfe niemals durch weltliche Titel, zivile oder politische Ämter unscharf oder verdunkelt werden. Wegen seiner Kandidatur war Lugo am Donnerstag von Papst Benedikt XVI. von seinen kirchlichen Leitungsämtern suspendiert worden.