Essens Weihbischof Franz Grave fordert im domradio-Interview einen sozialverträglichen Steinkohle-Ausstieg

"Lasst die Kumpel nicht absaufen!"

Essens Weihbischof Franz Grave hat den offensichtlichen Durchbruch im Streit um ein Ende der deutschen Steinkohleförderung als "beruhigende Klarheit" gewertet. Nach wochenlangem Hin und Her signalisiere die Politik nun doch "Handlungsfähigkeit". Allerdings wolle er noch die Ergebnisse des Koalitionsausschusses am Montagabend abwarten. Im domradio-Interview forderte Grave einen sozialverträglichen Ausstieg. - Pfarrer Markus Dördelmann betreut eine Ruhrgebietsgemeinde. Trotz der Ausstiegspläne zeigte er sich im domradio-Interview hoffnungsvoll.

Essens Weihbischof Franz Grave im domradio-Studio (DR)
Essens Weihbischof Franz Grave im domradio-Studio / ( DR )

domradio: Wie haben Sie auf den Gipfelbeschluss reagiert?

Weihbischof Franz Grave: Zunächst einmal lasse ich mich nicht erschüttern. Ich bin nicht sicher, ob alles in diesen Tagen von Politikern verkündete auch heute Abend beschlossen wird. Ich habe sehr viele unterschiedliche Meinungen und Positionen gehört. Wir haben das Ergebnis noch nicht unter dem Strich stehen. Warten wir das Ergebnis des Koalitionsausschusses heute Abend ab.

domradio: Welches Ergebnis wünschen Sie sich denn?

Weihbischof Franz Grave: Als Ruhrbistum sind wir nicht an den Verhandlungen beteiligt. Hier sind die beteiligten Unternehmen und die Regierung in der Verantwortung. Und beide haben beschlossen, ihre jetzige Entscheidung 2012 noch einmal abzuklopfen, dazu gibt es eine Revisionsklausel. Und ich wünsche mir, dass dies auch getan wird.

domradio: Was bedeutet das mögliche Ende der Steinkohle-Ära für das Ruhrgebiet?

Weihbischof Franz Grave: Als Bischof richte ich den Blick natürlich in erster Linie auf die Menschen. Und deshalb fordere ich: Der Ausstieg 2018, sollte er denn kommen, muss sozialverträglich erfolgen.

domradio: Was genau meinen Sie damit?

Weihbischof Franz Grave: Es dürfen keine betriebsbedingten Kündigen ausgesprochen werden. Es müssen Überleitungen in das private und berufliche Leben ermöglicht werden. Die Bergleute dürfen nach 2018 nicht absaufen!

domradio: Wie gehen die Menschen ihrer Gemeinde mit der Ausstiegsmeldung um?

Weihbischof Franz Grave: Die Diskussionen der vergangenen Wochen haben die Kumpel natürlich mit großer Unsicherheit erfüllt. Sie mussten mit zusehen, dass die Verantwortlichen nicht in der Lage waren, eine Entscheidung zu treffen. Es ging hin und her, es gab ein großes Durcheinander. Hier zumindest sind wir jetzt einen Schritt weitergekommen. Die Politik hat doch gezeigt, dass sie bereit und fähig ist, zu handeln - und das Wohl der Menschen im Blick hat.