UN: 2006 mehr als 34.000 tote Zivilisten im Irak

Hundert Opfer Tag für Tag

Nach UNO-Angaben sind 2006 im Irak jeden Tag fast 100 Zivilisten getötet worden. Insgesamt seien 34.452 Menschen gewaltsam ums Leben gekommen und rund 37.000 verletzt worden, teilte der Leiter des UN-Menschenrechtsbüros im Irak, Gianni Magazzeni, am Dienstag in Bagdad mit. Besonders brutal sei die Lage in Bagdad, wo ein Großteil der Toten Spuren von Folter trügen. Die irakische Regierung hatte zuvor von etwa 12.000 Getöteten gesprochen.

 (DR)

Magazzeni erläuterte den Widerspruch damit, dass die Vereinten Nationen Daten auf breiterer Basis erhöben. So seien etwa die Informationen von Krankenhäusern und des Gesundheitsministeriums landesweit berücksichtigt worden.
Vergleichszahlen für 2005 liegen nicht vor.

Über 3.000 US-Soldaten sind im Irak gefallen, über 22.000 sind verletzt aus dem Irak zurückgekehrt - und noch viel mehr der inzwischen rund eine Million Irakkriegsveteranen in den USA leiden unter PTSD, der "Posttraumatischen Belastungsstörung".

Um der eskalierten Gewalt zwischen verschiedenen religiösen Gruppierungen ein Ende zu machen, mahnt die UN-Vertretung im Irak an, dass Regierung und Bevölkerung gemeinsam für ein Ende der Anarchie kämpfen müssten. Nur wenn es gelänge, eine funktionierende Justiz wiederherzustellen, könne der Kreislauf der Gewalt durchbrochen werden. Die Straflosigkeit bei Verbrechen müsse enden.

Irakischer Erzbischof warnt vor ethnischer Teilung des Landes
Der Erzbischof von Kirkuk im Irak, Louis Sako, warnt vor einem politischen Zerfall des Landes. Die Hinrichtungen von Ex-Diktator Saddam Hussein und seinen beiden Mitangeklagten hätten die Gräben zwischen den Ethnien weiter vertieft, sagte der chaldäische Kirchenführer am Dienstag dem Pressedienst asianews. Eine Teilung des Irak in eine kurdische Provinz im Norden, ein sunnitisch beherrschtes Zentrum und eine schiitische Zone im Süden brächten der Region jedoch keinen Frieden, sondern hätten im Gegenteil schwere Auswirkungen auch auf die Anrainerstaaten Türkei, Syrien und Iran.

Im Gebiet um Kirkuk im Norden gebe es immer stärkere Spannungen zwischen Kurden, Arabern, Turkmenen, Chaldäern, Assyrern und Armeniern, so Sako. Kritisch bewertete der Erzbischof Pläne, ein eigenes Siedlungsgebiet für Christen in der Ebene von Ninive zu schaffen. Ein solches Vorhaben, das Kurden und Amerikaner mit Sympathie betrachteten, setze ein Ende der Gewalt voraus und bliebe dennoch riskant. Die Christen würden dadurch zu einem ungeschützten Puffer zwischen Arabern und Kurden, warnte Sako.