Bundespräsident Horst Köhler setzt in Ghana seine Initiative "Partnerschaft mit Afrika" fort

Afrika, mon Amour

Den letzten Teil des ZDF-Dreiteilers "Afrika, mon Amour" am Sonntag wird er sich nicht anschauen können: Bundespräsident Horst Köhler hat besseres vor, um seiner großen Liebe Afrika zu frönen. Am Donnerstag ist er als deutsches Staatsoberhaupt zu seiner dritten Reise auf den Schwarzen Kontinent nach Ghana aufgebrochen. Am Sonntag eröffnet er das "Afrika-Forum" - und erntet nicht nur dafür Anerkennung im In- und Ausland.

 (DR)

Engagiert und  von der Öffentlichkeit kaum wahrgenommen
Bis Sonntag will er dem seinen 50. Geburtstag feiernden westafrikanischen Musterland zunächst einen offiziellen Besuch abstatten. Danach eröffnet Köhler zusammen mit afrikanischen Präsidenten in Accra das zweite Forum seiner Initiative "Partnerschaft mit Afrika". Der Norden müsse stärker darauf achten, was afrikanische Reformer selbst für richtig halten, mahnte er im Vorfeld der Reise. "Es gibt gute Kräfte in Afrika, und diese haben unser Vertrauen verdient."

Für den schwedischen Erfolgsautor Henning Mankell ist Köhler einer der wenigen europäischen Staatsmänner, die sich ernsthaft für die Zukunft des afrikanischen Kontinents engagieren. Er könne zuhören, und ihm nehme man ab, wenn er einen politischen Dialog auf gleicher Augenhöhe fordere, lobte der Krimi-Autor, der an dem Forum ebenso teilnehmen wird wie Entwicklungsministerin Heidemarie-Wieczorek-Zeul (SPD) und der Leiter des Kommissariats der deutschen Bischöfe in Berlin, Prälat Karl Jüsten.

Immer wieder hat Köhler, der sich derzeit überwältigender Zustimmung in der Bevölkerung erfreut, während seiner Amtszeit die Bedeutung Afrikas für Europa hervorgehoben - auch wenn dieses Engagement von der breiten Öffentlichkeit kaum wahrgenommen wird.

Den Anfang machte ein Dritte-Welt-Laden in den 70ern
Afrika und seine Menschen leisteten einen großen Beitrag zum kulturellen Reichtum der Welt, betonte er Anfang Dezember im "Stern". Armutsbekämpfung in Afrika sei nicht nur eine moralische Pflicht, sondern liege im eigenen Interesse Europas, fügte er unter Verweis auf den tropischen Regenwald im Kongo und das sich verändernde Weltklima hinzu. Darüber hinaus ist es ihm wichtig zu vermitteln, dass es "ein Afrika jenseits von Hunger und Leid gibt: ein intellektuelles Afrika, ein künstlerisch kreatives Afrika".

Dass ihm der Schwarze Kontinent am Herzen liegt, ist dabei nicht neu. Schon Anfang der 70er Jahre gründete Horst Köhler mit seiner Frau und Freunden im schwäbischen Herrenberg einen Dritte-Welt-Laden - einfach, um etwas gegen die Armut zu tun.

Richtig aufgewacht sei er dann aber auf einer Afrika-Reise als Chef des Internationalen Währungsfonds (IWF) im Jahr 2000, berichtet er. "Dabei habe ich die Brutalität von Armut und Not mit eigenen Augen gesehen. Aber gleichzeitig bin ich mitten im Elend auf Menschen gestoßen, die mit großer Würde ihrem Schicksal trotzen."

"Gott segne Afrika"
Auch in seiner Antrittsrede als Bundespräsident hob Köhler die Bedeutung des Kontinents hervor: "Für mich entscheidet sich die Menschlichkeit unserer Welt am Schicksal Afrikas", sagte er am 1. Juli 2004. Und als er Anfang Dezember 2004 seine Tübinger Weltethos-Rede mit den Worten der südafrikanischen Nationalhymne beendete, brach ihm kurz die Stimme weg. "Nkosi sikilele i Afrika. - Gott segne Afrika."

Wohl kein deutscher Spitzenpolitiker kennt Afrika so gut wie der Bundespräsident. Mittlerweile war er in über 20 Ländern, der Mehrzahl der Präsidenten des südlichen Afrika begegnete er persönlich. Einmal pro Jahr, so hat er sich vorgenommen, soll ihn eine große Reise dorthin führen. Dabei verhehlt Köhler nicht, dass auch er einen Lernprozess durchgemacht hat: Als IWF-Direktor sei er einmal mit Mosambiks damaligem Präsidenten Joaquim Chissano zusammengetroffen, in der Aktentasche die Empfehlung des Währungsfonds, alle Cashew-Nüsse-Betriebe des Landes zu privatisieren.

Da habe Chissano ihn beiseite genommen und ihm die Geschichte der Cashew-Kerne, seines Volkes und der Region erzählt. Spätestens damals sei ihm klar geworden, dass es Unsinn sei, vom "grünen Tisch in Washington über die Privatisierung in Mosambik" zu entscheiden, erzählt der Präsident. "Wir sind gut beraten, zuzuhören, wie die Afrikaner ihre Wirtschafts- und Sozialstrukturen selbst beurteilen, und dann zu versuchen, gemeinsam mit ihnen voran zu kommen."