Freistaat Bayern und Kirchen unterschreiben Klima-Vereinbarung

Von "Willi Wurm" und Öko-Klöstern

Der Regierungschef und sein Umweltminister, die höchsten Repräsentanten der katholischen und evangelischen Kirche in Bayern, dazu der frühere Chef der UN-Umweltbehörde UNEP, Klaus
Töpfer: Mit hochkarätiger Besetzung und einer Grundsatzerklärung wartete am Donnerstag der 2. Bayerische Klimagipfel in München auf. Doch wer daraus den Schluss zog, der Umweltschutz hätte erst jetzt die oberen Etagen der Kirchen erreicht, liegt falsch.

 (DR)

Es hat nicht erst dieses außergewöhnlich milden Winters bedurft, damit die Bischöfe dieses Thema entdecken. Ihr Beitritt zur bayerischen Klima-Allianz führt nur ein Engagement konsequent fort, das schon vor mehr als 20 Jahren begonnen hat. Bereits 1980 legten die deutschen katholischen Bischöfe mit "Zukunft der Schöpfung, Zukunft der Menschheit" eine bemerkenswerte Erklärung vor. Es dauerte dann aber noch sechs Jahre, bis die bayerischen Bischöfe die Bestellung diözesaner Umweltbeauftragter beschlossen - wenige Wochen vor der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl.

Am Bauzaun der atomaren Wiederaufbereitungsanlage Wackersdorf demonstrierten in diesen Jahren überzeugte Katholiken und sogar Pfarrer. Das "Franziskusmarterl" wurde zum Symbol christlichen Protests gegen das umstrittene Mammutvorhaben, allerdings war die Kirchenspitze in der heißen Auseinandersetzung stets auf strikte Neutralität bedacht.

Einer der ältesten Motoren der kirchlichen Umweltbewegung sind die Jugendverbände. Mit spielerischen Kampagnen versuchten sie bereits Ende der 80er Jahre, das Öko-Bewusstsein in den Pfarrgemeinden zu heben. So durchforsteten Jugendgruppen im Bistum Würzburg 1989 in Begleitung ihres Maskottchens "Willi Wurm" Pfarrzentren und deckten Umweltsünden wie die Verwendung von Einweggeschirr bei Gemeindefesten auf. 1995 riefen katholische und evangelische Christen in Nürnberg die Aktion "Autofasten" ins Leben.

Einzelne Initiativen mündeten in Programme und systematische Strategien. Heute gibt es bayernweit 125 Photovoltaikanlagen auf kirchlichen Dächern, das Bistum Regensburg verleiht alljährlich einen Schöpfungspreis, kirchliche Bildungshäuser und Pfarreien beteiligen sich an der europäischen Umweltzertifizierung EMAS. Die Pfarrei Heilig Kreuz im oberpfälzischen Neumarkt war 2004 die erste in Deutschland mit dem begehrten Siegel.

Leuchttürme mit Ausstrahlung weit über den Kirchenraum hinaus sind auch eine Reihe von Klöstern. Die Benediktiner von Plankstetten erzeugen in ihren Betrieben nicht nur gefragte Bio-Produkte, ihr Kloster ist inzwischen das Zentrum der bayerischen Bioland-Bauern. Ihre Mitbrüder im unterfränkischen Münsterschwarzach wollen sich spätestens 2011 vollständig mit erneuerbaren Energien versorgen. Und das älteste Weingut Bayerns auf der Vogelsburg bei Volkach wird streng ökologisch bewirtschaftet - von den Augustinusschwestern.

Nachhaltigkeitsmanagement lautet das Gebot der Stunde auch für die kirchlichen Bildungshäuser, zum Beispiel die Katholische Akademie in Bayern, Gastgeberin des Klimagipfels. Schon vor sechs Jahren hat man sich dort der ökologischen Runderneuerung verschrieben. Stolz präsentiert Akademiedirektor Florian Schuller die Zwischenbilanz: Dank Blockheizkraftwerk im Keller und Solarzellen auf dem Dach konnte sein Haus den Ausstoß des Treibhausgases Kohlendioxid bereits um mehr als die Hälfte senken. Das spornt zu weiteren Taten an. Auf das Ziel, bis 2010 insgesamt 40 Prozent Primärenergie einzusparen, haben Schuller und seine Mannschaft noch einmal 10 Prozent draufgesattelt.