Kardinal Kasper sieht Islam als Herausforderung

"Wir wollen keinen Zusammenstoß der Kulturen"

Kardinal Walter Kasper sieht den Islam als eine Herausforderung für die katholische Kirche. Dies gelte nicht zuletzt deswegen, "weil Muslime mitten in Europa leben, in Deutschland, in England, Frankreich und anderswo", sagte der Präsident des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen. Der Mainzer Kardinal Karl Lehmann hat die katholische Kirche aufgefordert, mehr Kontakte mit Muslimen zu knüpfen. Die Bischöfin der Evangelischen Landeskirche Hannover, Margot Käßmann, wirbt für einen intensiven Dialog mit dem Islam.

 (DR)

Kasper fügte hinzu: "Wir wollen keinen Zusammenstoß der Kulturen, wir wollen Zusammenarbeit und Freundschaft." Der Kardinal wandte sich gegen Darstellungen, Muslime seien nicht gutwillig und entzögen sich dem Dialog. Die Mehrheit der Muslime sei friedlich, betonte Kasper und verwies auf den Unterschied zwischen Islam und Islamisten.
Unter den Muslimen seien "vielleicht zehn Prozent, die ein radikalisiertes, im Grund kein religiöses Verständnis vom Islam haben, welche die Religion vielmehr für andere Zwecke in schlimmer Weise missbrauchen". Mit den anderen gebe es viele Gemeinsamkeiten und Möglichkeiten der Zusammenarbeit - "zum Beispiel in Fragen der Gerechtigkeit und des Friedens, aber auch zum Wohl der Familie".


Lehmann: Kirche soll mehr Kontakte mit Muslimen suchenDer Mainzer Kardinal Karl Lehmann hat die katholische Kirche aufgefordert, mehr Kontakte mit Muslimen zu knüpfen. Gerade weil es schwer sei, dort repräsentative Ansprechpartner zu finden, müssten Katholiken den Dialog auch mit einzelnen Organisationen und Moscheen führen, sagte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz im Interview des "Deutschlandradio Kultur".

Große Teile des muslimischen Lebens vollzögen sich nach wie vor in Parallelgesellschaften, betonte Lehmann. Und ein Teil jener Organisationen, mit denen man sprechen könne, überschätze auch ihren Repräsentationsgrad. Sie würden allerdings gerne von staatlicher Seite konsultiert, was dann wiederum andere Gruppierungen ärgere. Entscheidend seien in einer solchen Situation "Kontakte in der konkreten Lebenswelt", so der Kardinal.

"Farbe bekennen"
Das Bekenntnis zum Dialog bedeutet aber nach Einschätzung Lehmanns im interkulturellen Kontext und in der Ökumene nicht, "dass in der Nacht alle Katzen gleich grau sind". Man müsse "auch Farbe bekennen" und den "eigenen Standort markieren", sonst gehe man unter.

Der Dialog mit den Muslimen in Deutschland sei nicht leicht, betonte der Kardinal und nannte das Beispiel seiner Bischofsstadt Mainz. Dort gebe es vier bis fünf Moscheen, die allerdings mit Ausnahme von einer "offensichtlich fast alle fundamentalistisch"
seien. Frauen dürften nicht allein einkaufen gehen, Mädchen nicht in die Schule. "Das sind massive Hindernisse der Integration", so Lehmann.

Bischöfin Käßmann wirbt für Dialog
Die Bischöfin der Evangelischen Landeskirche Hannover, Margot Käßmann, wirbt für einen intensiven Dialog mit dem Islam. Dabei müsse jedoch stets der eigene Standort klar gemacht werden, sagte Käßmann am Sonntag im "Interview der Woche" des Deutschlandfunks. "Ich denke, gerade die Kirchen müssen für die Freiheit des Wortes, die Freiheit des Menschen, die Gleichheit von Mann und Frau, für unsere Verfassungsgrundsätze einstehen, auch wenn die manchmal durchaus gegen manche verkrustete kirchliche Institutionen erfochten wurden."

Bei dem Dialog dürften die eigenen Grundsätze nicht vergessen werden, betonte die Bischöfin. Man wolle hier keine Vermischung, sondern müsse den eigenen Glauben kennen, um dialogfähig zu werden. Dies sehe sie als eine schwierige Balance. "Es gibt viele Muslime, mit denen wir großartig im Dialog sind, aber sobald es Radikalisierung und Fundamentalismus gibt, müssen wir sagen: Gewalt ist nach christlichem Maßstab kein Weg, den ein Christ, eine Christin in irgendeiner Weise gehen kann.

Die Landesbischöfin zeigte Verständnis für die Haltung des Kölner Kardinals Meissner, der kürzlich interreligiöse Feiern von Christen und Muslimen untersagt hatte. Im Prinzip sei das auch die Haltung der Evangelischen Kirche. "Wir sagen ganz klar: Wir können anwesend sein, wenn Muslime beten mit Respekt vor ihrem Gebet, und Muslime können anwesend sein bei unserem Gebet in Respekt vor unserer Religion. Aber das einfach zu vermischen, das geht mir oft zu schnell, so mit einem Wegwinken: Ist doch alles das Gleiche."
Den großen Zulauf der Kirchen, besonders an den hohen Feiertagen, wertete Frau Käßmann als Ausdruck einer Sehnsucht nach Zugehörigkeit auch im Glauben. „Mein Eindruck ist, dass auch wieder mehr Menschen sich besinnen: woher komme ich denn, wo habe ich meinen Halt? Da gibt es durchaus ein Umdenken, weil wir sehen: Mit Geld und ökonomischen Wachstum allein findet kein Mensch Halt im Leben."
Mit Blick auf die innere Verfassung der evangelischen Kirche räumte die Bischöfin ein, die finanziellen Probleme und der dadurch erforderliche Personalabbau seien zunächst ein Schock gewesen. Aber jetzt registriere sie eine entschlossene Gefasstheit. Man habe weniger Geld, aber damit wolle man das Bestmögliche tun. „Und unser Profil in diesem Land - von Gott reden, den Glauben weitergeben, den Armen beistehen und das Bildungsideal hochhalten - dieses Profil werden wir in der Zukunft auch