Kirchen fordern mehr soziales Engagement für die Schwachen

"Manager verdienen viel zu viel"

Vertreter der beiden großen Kirchen in Deutschland haben zu einem verstärkten gesellschaftlichen Engagement für die Schwachen aufgerufen. Die Würde des Menschen sei nicht abhängig von Leistungen, sagte der Trierer Bischof Reinhard Marx am Samstag im Deutschlandfunk. Eine Gesellschaft bleibe nur dann menschlich, wenn sie sich jener annehme, denen es nicht so gut gehe. Der Bischof warnte vor einer Verfestigung der Armut, die durch Massenarbeitslosigkeit hervorgerufen werde.

 (DR)

Die evangelische Hamburger Bischöfin Maria Jepsen forderte Politik und Wirtschaft auf, gemeinsam mit den Kirchen auf nationaler und globaler Ebene nach Lösungen für jene Menschen zu suchen, die an den Rand gedrängt seien. Die Armut sei schon sehr weit in die Gesellschaft vorgedrungen, sagte Jepsen im Deutschlandradio Kultur.

Auch der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Karl Lehmann, betonte die Unantastbarkeit der Menschenwürde.
Dadurch, dass Gott an Weihnachten Mensch geworden sei und im Menschen "Wohnung nimmt", gewinne der einzelne Mensch an Größe, betonte der Mainzer Bischof in einem Gastbeitrag für die "Neue Osnabrücker Zeitung" (Weihnachtsausgabe). Daher dürfe kein Mensch in seiner Freiheit einem anderen untergeordnet, "für irgendetwas verzweckt oder instrumentalisiert werden".

Huber: Manager verdienen viel zu viel
Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Bischof Wolfgang Huber, kritisierte die Managergehälter im Land und sprach sich für höhere Arbeitnehmereinkommen aus. Wenn ein Manager 20 Millionen Euro pro Jahr verdiene, sprenge das jede Vorstellung von Gerechtigkeit, sagte Huber in einem Interview der "Berliner Zeitung" (Weihnachtsausgabe). Beim Abbau von Arbeitsplätzen werde zu Recht die Frage gestellt, wie viele Jobs sich von einem solchen Gehalt sichern ließen.

Die Forderung nach kräftigen Lohnerhöhungen für Arbeitnehmer nannte der Berliner Bischof angesichts der guten Wirtschaftslage legitim. Man dürfe niemand einen Vorwurf machen, der seinen gerechten Anteil am Wirtschaftswachstum einfordere. Dabei müssten die Arbeitnehmervertreter aber auch die Arbeitslosen und Stellensuchenden im Blick haben.

Der stellvertretende EKD-Ratsvorsitzende, der thüringische Landesbischof Christoph Kähler, rief in seinem Weihnachtswort die Männer auf, mehr Verantwortung in Familie und Gesellschaft zu übernehmen. Von den 51.000 Alleinerziehenden in Thüringen seien nur rund acht Prozent Männer. Etwa ein Drittel der Väter zahle für die Kinder keinen Unterhalt.

Der Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, Nikolaus Schneider, betonte, dass Jesus sich auch im Alltag und den Problemen des Lebens den Menschen als nah erweise. Er finde sich im verwahrlosten Kind im Nachbarhaus, im von Arbeitslosigkeit bedrohten Mitarbeiter oder im Jugendlichen in der Jugendstrafanstalt.