Neue Hauptsynagoge in München eröffnet

Rückkehr in die Mitte der Stadt

 (DR)

Die neue Münchner Hauptsynagoge ist am Donnerstag in Anwesenheit von Bundespräsident Horst Köhler feierlich eröffnet worden. „Wir sind in der Mitte der Stadt und in den Herzen der Menschen angekommen", sagte die Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland, Charlotte Knobloch, bei der Einweihung. Für Knobloch, geht mit der Realisierung der Synagoge ein Traum in Erfüllung. Sie wünscht sich, dass aus dem Nebeneinander ein Miteinander von Juden und Nichtjuden wird. Köhler rief in seiner Rede die Bundesbürger zu Zivilcourage und einem entschiedenen Eintreten gegen Rassismus auf.

Die Synagoge „Ohel Jakob" (hebräisch für Zelt Jakobs) ist der Mittelpunkt des neuen Jüdischen Zentrums, zu dem auch ein Gemeindehaus und ein Jüdisches Museum gehören. Der Neubau in Form eines ineinander geschachtelten Rechtecks ersetzt die 1938 von den Nationalsozialisten zerstörte Münchner Synagoge. Die Kosten für die gesamte Anlage, die 2007 fertig gestellt sein wird, betragen rund 70 Millionen Euro.

Bei dem von einem großen Sicherheitsaufgebot hermetisch abgeschirmten Festakt standen die Erinnerung an die „Reichskristallnacht" am 9. November vor 68 Jahren und Appelle gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit im Mittelpunkt der Ansprachen. Die neue Synagoge zeige nach den Worten Knoblochs, dass es Hitler nicht gelungen sei, die Juden zu vernichten.

Die Synagoge sei ein Zeichen der Hoffnung und Zuversicht: „Wir Juden sind wieder ein Teil des Landes." Mit dem Jüdischen Zentrum, einem der größten in Europa, werde ein neues Kapitel in der Geschichte aufgeschlagen, sagte Knobloch, die sich mit großer Beharrlichkeit für die Realisierung des Zentrums eingesetzt hatte.

Köhler betonte, es sei die Verpflichtung jedes einzelnen, zu verhindern, „dass Menschen wegen ihrer Religion, ihrer Herkunft oder ihres Aussehens beleidigt, verletzt oder gar ermordet werden". Synagogen seien Stätten der Gemeinschaft und Kristallisationspunkte für ein vielfältiges religiöses Leben. Der bayerische Ministerpräsident Edmund Stoiber (CSU) sagte, dass von dem neuen Zentrum wertvolle Impulse für das „soziale und kulturelle Miteinander" zu erwarten seien.

Auch die beiden großen Kirchen begrüßten in Erklärungen das neue Zentrum. Die jüdische Gemeinde habe ein „würdiges Zuhause gefunden, das zum Austausch mit der jüdischen Kultur und zum Kennenlernen ihrer Geschichte einlade, sagte der bayerische evangelische Landesbischof Johannes Friedrich. Kardinal Friedrich Wetter erklärte, mit dem Jüdischen Zentrum kehre das Judentum in das öffentliche Bewusstsein zurück.