"Reporter ohne Grenzen" veröffentlicht Ranking der Pressefreiheit

Pressefreiheit: Deutschland hinter Bolivien

In Nordkorea ist die Pressefreiheit weltweit am stärksten eingeschränkt. Der totalitäre Staat unter Führung von Kim Jong Il sei wie in den vergangenen Jahren das Schlusslicht der aktuellen Rangliste, teilte die Menschenrechtsorganisation "Reporter ohne Grenzen" am Montag in Berlin mit.

 (DR)

In Nordkorea ist die Pressefreiheit weltweit am stärksten eingeschränkt. Der totalitäre Staat unter Führung von Kim Jong Il sei wie in den vergangenen Jahren das Schlusslicht der aktuellen Rangliste, teilte die Menschenrechtsorganisation "Reporter ohne Grenzen" am Montag in Berlin mit. Den Spitzenplatz teilen sich Finnland, Irland, Island und die Niederlande. Deutschland rutschte vom 18. auf den 23. Platz ab. Für das Ranking hat "Reporter ohne Grenzen" die Situation in 166 Ländern ausgewertet. Katrin Evers von Reporter ohne Grenzen stellt das Ranking vor.

Keine Pressefreiheit in Russland
Ähnlich schlecht wie in Nordkorea sei die Situation der Pressefreiheit in Eritrea, Turkmenien, Kuba, Birma (Myanmar) und China, heißt es in dem Bericht. In diesen Ländern riskierten Journalisten für unabhängige Recherchen und Berichte noch immer massive Drohungen, Schikanen und langjährige Haftstrafen, manchmal sogar ihr Leben. Weit hinten landete auch Russland (Platz 147), obwohl der Anfang Oktober verübte Mord an der oppositionellen Journalistin Anna Politkowskaja noch nicht berücksichtigt wurde.

Deutschland: Bespitzelungen an der Tagesordnung
Deutschland verschlechterte sich gegenüber dem Vorjahr abermals und erreichte nur noch Platz 23. Als Grund führte "Reporter ohne Grenzen" insbesondere die jahrelange Bespitzelung von Journalisten durch den Bundesnachrichtendienst und die Redaktionsdurchsuchungen im Fall des Politik-Magazins "Cicero" an. Außerdem sei in Deutschland trotz der Verabschiedung des Informationsfreiheitsgesetzes der Zugang zu Daten zum Teil immer noch erschwert. Frankreich rutschte auf Platz 35 ab. Dort hätten Redaktions- und Hausdurchsuchungen zugenommen, hieß es.

Weit abschlagen: USA
Die USA landeten nur noch auf Rang 53. Die Beziehungen zwischen den Medien und der Bush-Regierung hätten sich massiv verschlechtert, seit der Präsident jeden Journalisten verdächtige, der den "Anti-Terror-Krieg" kritisch hinterfrage. Zudem werde in mindestens
17 Bundesstaaten der Quellenschutz abgelehnt.

Verbesserungen stellte "Reporter ohne Grenzen" auf der arabischen Halbinsel fest. Außer Saudi-Arabien (Platz 161) und Jemen (Platz 149) seien alle Länder der Region nach oben geklettert. Der Libanon, dessen Medien traditionell zu den freiesten in der arabischen Welt gehörten, sei dagegen auf den 107. Platz zurückgefallen. Die Medien des Landes litten unter der angespannten politischen Atmosphäre der Gesamtregion. Schlechte Werte erzielten auch die Palästinensische Autonomiebehörde (Platz 134) und Israel (Platz 135).

Dänemark verlor seinen ersten Platz aus dem Jahr 2005 und kam nur auf Rang 19. Nach der Veröffentlichung der Mohammed-Karikaturen im Herbst 2005 seien dort Zeichner und Journalisten bedroht worden. Bestes nicht-europäisches Land wurde Bolivien, das Platz 16 erreichte.