Drittes Spitzengespräch zwischen katholischer Kirche und Grünen

Purpur trifft auf Grün

Kardinal Karl Lehmann hat das Verhältnis zwischen der katholischen Kirche und den Grünen als normalisiert bezeichnet. Die Deutsche Bischofskonferenz habe zu den anderen Parteien "keine größere oder geringere Nähe" als zu den Grünen. Eine Ausnahme bilde allein die PDS, sagte der Vorsitzende der Bischofskonferenz am Dienstagabend der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) in Berlin.

 (DR)

Kardinal Karl Lehmann hat das Verhältnis zwischen der katholischen Kirche und den Grünen als normalisiert bezeichnet. Die Deutsche Bischofskonferenz habe zu den anderen Parteien "keine größere oder geringere Nähe" als zu den Grünen. Eine Ausnahme bilde allein die PDS, sagte der Vorsitzende der Bischofskonferenz am Dienstagabend der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) in Berlin. Lehmann äußerte sich nach einem Spitzengespräch der Bischofskonferenz mit der grünen Parteiführung. Zu den Ergebnissen des Treffens: Ein domradio-Interview mit KNA-Redakteur Christoph Strack.

Grünen-Chef Reinhard Bütikofer betonte nach dem rund zweieinhalbstündigen Meinungsaustausch, das Staat-Kirche-Verhältnis in Deutschland werde von den Grünen als "angemessene Realität angenommen". Wer heute bei den Grünen bei diesem Thema Änderungen fordere, stoße damit "überhaupt nicht auf Resonanz".

Die Begegnung im so genannten Kommissariat der deutschen Bischöfe, ihrer Vertretung im politischen Berlin, war das dritte Spitzentreffen nach 1997 und 2001. Für die Bischofskonferenz nahm neben Lehmann unter anderen der Berliner Kardinal Georg Sterzinsky teil. Seitens der Partei waren außer Bütikofer unter anderen die Vorsitzende der Bundestagsfraktion, Renate Künast, Bundestags-Vizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt und Bundesgeschäftsführerin Steffi Lemke zu dem Gespräch gekommen.

Lehmann äußerte sich im Anschluss sehr zufrieden über den Meinungsaustausch und hob vor allem den offenen, spontanen und direkten Charakter des Gesprächs hervor. Bütikofer sprach von einem außerordentlich freundlichen und engagierten Treffen, das er als sehr positiv bewerte. Nun lasse sich von einer Tradition des Gesprächs zwischen den Grünen und der Bischofskonferenz sprechen.

Abtreibung als bleibendes Kontroversthema
Lehmann verwies darauf, es gebe Themen, die zwischen beiden Seiten ausgesprochen kontrovers blieben. Dazu zähle sicher die Position der Grünen zur Abtreibung und zum Schutz des ungeborenen Lebens. Gleichwohl habe er den Eindruck, dass es auch in einer solchen Frage Bewegung geben könne. Strittig seien auch die Frage des Verhältnisses von Ehe und Familie und das Ehegattensplitting.

Dagegen gab es laut Lehmann deutliche Übereinstimmung bei Fragen der Integration, diversen Themen der Bioethik und der stärkeren Absicherung von Kindern vor Armut. Bütikofer sprach von einer "erklecklichen Zahl gemeinsamer Positionen", so im Bereich der Migration, des interkulturellen und interreligiösen Dialogs, bei Bioethik und Familienpolitik.

Auch beim Thema Ehegattensplitting wolle er nicht von einem Graben sprechen, sondern lediglich von verschiedenen Meinungen. Beide Seiten seien sich eher einig gewesen, dass eine Umwandlung des derzeitigen Ehegattensplittings zu einem Familiensplitting erhebliche Probleme bezüglich der sozialen Gerechtigkeit mit sich brächte.

Mit Blick auf die Situation des Islam in Deutschland nannte der Grünen-Chef die Einführung von islamischem Religionsunterricht in deutscher Sprache an den Schulen vordringlich. Beide Seiten sähen auch die Ausbildung von islamischen Theologen an deutschen Hochschulen als wichtigen Schritt. Zugleich mahnte Bütikofer jedoch, es gehe bei der Integration des Islam in Deutschland "sicher nicht nur um das Handeln von staatlichen Stellen". Auch die islamischen Gemeinschaften müssen ihrerseits auf der Grundlage des Grundgesetzes Schritte gehen, wenn sie im Rahmen des Staat-Kirche-Verhältnisses ihre Anerkennung vorantreiben wollten.