In Saarbrücken zeigt der Katholizismus seine Vielfalt

Buntes Treiben auf der Kirchenmeile

Saarbrücken (KNA) "Wir haben noch Probleme mit der Ästhetik unseres Standes", sagt Matthias Dörr. Der 29-Jährige, Mitglied im Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK), steht im Zelt der Ackermann-Gemeinde. Das Material der sudetendeutschen Katholiken ist am Donnerstagmittag nicht sortiert, die Bildtafeln hängen schief.

 (DR)

Saarbrücken (KNA) "Wir haben noch Probleme mit der Ästhetik unseres Standes", sagt Matthias Dörr. Der 29-Jährige, Mitglied im Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK), steht im Zelt der Ackermann-Gemeinde. Das Material der sudetendeutschen Katholiken ist am Donnerstagmittag nicht sortiert, die Bildtafeln hängen schief. Dörr und der ein Jahr ältere Rainer Kalitschek haben einiges zu tun. Ein paar Schritte weiter, am Stand des die Christentreffen organisierenden Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), wird gewerkelt: Mitarbeiterin Nathalie Maier (25) will den Gästen zeigen, dass das ZdK auch abseits von Katholikentagen einiges zu bieten hat.

Rund 200 Organisationen laden auf der Kirchenmeile des Saarbrücker Katholikentags zu Austausch und Begegnung ein. Bis Samstag führen sie zwischen Bahnhof und Stadtzentrum die gesamte Bandbreite der katholischen Kirche vor - vom eher randständigen Verein wie "Maria Magdalena", der sich für das Frauenpriestertum einsetzt, bis zu traditionsreichen Organisationen wie Caritas oder Bonifatiuswerk. Das Netzwerk Citykirchenprojekte ist ebenso vertreten wie der Verband der Pfarrsekretärinnen oder der ökumenische Verein "Andere Zeiten".

Fair gehandelter Schokoriegel
Das gastgebende Bistum Trier ist gleich mit einem Dreierzelt vertreten, in das am Mittag auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hineinschnuppert. Zuvor besuchte sie die großen katholischen Hilfsorganisationen, die im Schatten des Rathauses ein Global Village errichtet haben. Dort werben sie für Solidarität mit den Ärmsten der Armen. Während des Katholikentages soll der fair gehandelte Schokoladenriegel "Ricobo" angeboten werden.

In Bahnhofsnähe können Besucher schwarze T-Shirts mit der Aufschrift "Ich bin katholisch" erwerben. An vielen Ständen werfen kommende Ereignisse ihren Schatten voraus: Das Erzbistum Bamberg, das 2007 sein 1.000-jähriges Jubiläum feiert, lädt zum "Millenniums-Spiel" ein, auch der Evangelische Kirchentag in Köln ist vertreten: "Papst 2005, WM 2006 - und dann?" Bei der katholischen Fernseharbeit kann man sich unter Live-Bedingungen als "Wort zum Sonntag"-Sprecher üben, die Aufzeichnung als DVD mitnehmen und mit ein wenig Glück eine Reise nach Rom gewinnen.

"Ich bin auch von dieser Firma"
Die Gäste der Kirchenmeile freuen sich trotz regnerischen Wetters über die Angebote. "Wir wollen überall mal reinschauen", sagt Christel Steffen aus dem Hunsrück. Die 65-Jährige ist zum ersten Mal bei einem Katholikentag. Der brasilianische Franziskaner Marcio Lisboa ist erstaunt über das fast unüberschaubare Angebot.
"Ich habe noch nicht alles gesehen", bekennt er. Freilich: Den Stand www.orden.de hat der in Köln lebende Mönch gefunden. "Ich bin auch von dieser Firma", sagt er verschmitzt und streift weiter durch die verregnete Bahnhofstraße.

Während die beiden Ackermänner ihren Stand eingerichtet haben und in ästhetisch zufriedenstellendem Ambiente die ersten Besucher begrüßen, steht am ZdK-Stand die grüne Katholikin Christa Nickels im Gespräch mit Passanten. Nebenan ist Saarlands Ministerpräsident Peter Müller (CDU) von Sicherheitsleuten umringt, er ist vom Merkel-Besuch im Trierer Bistumszelt übriggeblieben und muss sich nun mit einer schimpfenden Frau beschäftigten. Unfreundliche Töne bleiben aber die Ausnahme auf der Kirchenmeile.