Kardinal Lehmann zur Wertschätzung der Frauen in der Kirche

Nicht nur über die Priesterweihe für Frauen reden

In der Debatte um die Stellung der Frau in der Kirche hat Kardinal Karl Lehmann davor gewarnt, immer nur über die Priesterweihe zu reden. Mittlerweile erführen Frauen in der Kirche deutlich mehr Wertschätzung als in der Vergangenheit, sagte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz am Donnerstag in Saarbrücken.

 (DR)

In der Debatte um die Stellung der Frau in der Kirche hat Kardinal Karl Lehmann davor gewarnt, immer nur über die Priesterweihe zu reden. Mittlerweile erführen Frauen in der Kirche deutlich mehr Wertschätzung als in der Vergangenheit, sagte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz am Donnerstag in Saarbrücken. Wenn aber in diesem Zusammenhang immer nur über die Weihe von Frauen debattiert werde, passiere wenig.  Offen bekannte der Kardinal bei einer Podiumsdiskussion auf dem 96. Deutschen Katholikentag in Saarbrücken: „Es hängt mir zum Hals heraus, im Zusammenhang mit Ämtern und Diensten immer nur dieses Thema zu diskutieren." Viel stärker müsse stattdessen darüber nachgedacht werden, welche Aufgaben von Frauen übernommen werden können. „Wir tun dies mehr, als die meisten denken", sagte Lehmann.
Zugleich plädierte der Kardinal für ein neues Miteinander von Frau und Mann. Dies gelte für die Gesellschaft ebenso wie für die Kirche. Das ganze abendländische Denken sei belastet durch die unausgewogene Betrachtung der Geschlechter. Lehmann plädierte für die gleichwertige Behandlung von Mann und Frau. Das bedeute aber nicht, dass beide Geschlechter gleich seien. Im Übrigen  habe er schon als Theologieprofessor stets seine Studentinnen gefördert, denn: „Die besten Doktorarbeiten haben bei mir die Frauen geschrieben." Außerdem sei es für ihn selbstverständlich und wichtig, bei vielen Entscheidungen eigens die Ansichten von Frauen einzuholen.  
Die Regensburger Kirchenrechtlerin Sabine Demel entgegnete, sie mache als Theologin nach wie vor die Erfahrung, in mehrheitlich mit Männern besetzten Runden als Frau noch immer nicht ganz ernst genommen werden. Sie sprach sich für mehr Miteinander von Laien und Priestern in der Kirche aus: „Sonst unterwerfen wir uns einer Herrschaftslogik und die soll es ja in der Kirche nicht geben." Es sei deshalb eine Herausforderung, das etablierte Denken zu verlassen und sich mit viel mehr Vertrauen dem Geist zu öffnen.
Wenn der Altarraum heute leer sei, müsse dies nicht negativ verstanden werden, meinte der Regens des Münsteraner Priesterseminars, Andreas Tovar. Auch das Grab Jesu sei schließlich leer gewesen, und damit habe sich ein Neubeginn verbunden. Er sehe deshalb den leeren Altarraum als eine positive Provokation, die eine neue Offenheit für Gott zur Folge haben könne. Die Berliner Missionsschwester Margret Tovar argumentierte mit ihrer Erfahrung aus Afrika. Kirche dürfe nicht als Gebäude verstanden werden, sondern als eine lebendige Gemeinschaft, die sich versammelt um das Wort Gottes. „Wir sollten uns mehr an der Bibel ausrichten." Darin sei zu lesen, dass Jesus immer von Frauen begleitet gewesen sei, die ihm mit ihren  Fähigkeiten gedient hätten.