UN werten Urnengang als Erfolg trotz Todesfällen bei Tumulten - Unruhen blieben aus

Informationen zur Wahl in Haiti

San José (epd). Internationale Beobachter haben sich am Mittwoch erleichtert über den Verlauf der Parlaments- und Präsidentschaftswahlen in Haiti geäußert.

 (DR)

San José (epd). Internationale Beobachter haben sich am Mittwoch erleichtert über den Verlauf der Parlaments- und Präsidentschaftswahlen in Haiti geäußert. Obwohl bei Tumulten vor Wahllokalen mindestens drei Menschen ums Leben gekommen waren, sprachen die Vereinten Nationen von einem Erfolg. Der UN-Gesandte Juan Gabriel Valdès sagte: «Diese Wahlen eröffnen eine neue Ära für Haiti.»

Organisatorische Mängel hatten am Dienstag teilweise zu Chaos in Wahllokalen geführt. Zu den befürchteten Ausschreitungen am Wahltag kam es jedoch nicht. Die rund 9.000 UN-Sicherheitskräfte blieben auch am Mittwoch in Alarmbereitschaft. Es waren die ersten Wahlen seit dem gewaltsamen Sturz von Präsident Jean-Bertrand Aristide vor zwei Jahren.

Als Favorit für das Präsidentenamt gilt der frühere Aristide-Weggefährte und ehemalige Staatschef, der 63-jährige Agraringenieur René Préval. Chancen werden auch dem Textilunternehmer Charles Baker (51) eingeräumt. Insgesamt bewarben sich 33 Kandidaten.
Erreicht keiner die absolute Mehrheit, findet am 19. März eine Stichwahl statt.

Der Generalsekretär der Organisation Amerikanischer Staaten, José Miguel Insulza, sprach von «befriedigenden» Wahlen. Der Chilene hatte sich zuvor skeptisch gezeigt, ob eine Demokratisierung Haitis gelingen werde. Auch Washington wertete die Wahlen als Erfolg. Ein Vertreter der US-Regierung in Haiti kündigte an, mit dem gewählten Präsidenten zusammenarbeiten zu wollen.

Die Wahlbeteiligung war überraschend hoch. Wahlbeobachter schätzten sie auf 75 bis 90 Prozent der 3,5 Millionen registrierten Wähler. Die Bekanntgabe des Siegers der Präsidentenwahl wird am Freitag erwartet.
Wegen organisatorischer Probleme waren die Wahlen in den vergangenen vier Monaten bereits vier Mal verschoben worden.

Der Chef der Beobachtermission der EU, Johan Van Hecke kritisierte die schlechte Organisation. «Eine total motivierte Bevölkerung verdient gut vorbereitete und organisierte Wahlen», sagte der belgische EU-Abgeordnete. Rundfunkberichten zufolge hatte rund die Hälfte der 804 Wahllokale in dem Karibikstaat mit ein bis zwei Stunden Verspätung geöffnet. Vielerorts fehlte es an Personal, Ausrüstung und einer zuverlässigen Stromversorgung.

Ein hoher Funktionär der Wahlbehörde, Jean Enock Faroul, beschuldigte seine Kollegen, die «Unregelmäßigkeiten minutiös geplant» zu haben.
Laut Darstellung von «Radio Solidarité» wurden dadurch vor allem die Bewohner der Slums bei der Stimmabgabe behindert, wo Préval die meisten Anhänger hat.

Haiti gilt als der ärmste Staat der westlichen Hemisphäre und hat in den zwei Jahrhunderten seit seiner Unabhängigkeit fast ständig unter Diktaturen und militärischer Besatzung gelebt. Ganze Viertel der Hauptstadt werden von kriminellen Banden beherrscht. 47 Prozent der
8,5 Millionen Einwohner Haitis gelten als unterernährt. Die Lebenserwartung liegt bei 52 Jahren. Mehr als die Hälfte der Erwachsenen kann nicht lesen und schreiben.