„Der gute Draht nach oben": Das Kölner domradio wird fünf Jahre alt

Ein Programm ohne Weihwasser

 (DR)

von STEFAN VOLBERG
"Aus unserem Programm läuft kein Weihwasser", versichert Ingo Brüggenjürgen nachdrücklich. Der Chefredakteur des „domradios" legt Wert darauf, dass seine rund 25 festen und freien Mitarbeiter und er „mittendrin" im Leben dieser Stadt stehen. Auch ganz wörtlich: Das domradio hat seinen Sitz im 4. Stock des Domforums gegenüber der gotischen Kathedrale. Die hat entscheidenden Anteil daran, dass der kleine Sender entstanden ist und jetzt seinen fünften Geburtstag feiert.
Zur 750-Jahrfeier des Doms 1998 hatte das Katholische Bildungswerk Köln eine „Hörfunklizenz für Veranstaltungsradio" bekommen. 14 Tage lang wurde über alle möglichen Aspekte des Jubiläums berichtet. Das sprach sich rum, und viele Hörer wollten „mehr davon". „Die kirchlichen Verantwortlichen genossen den Spaß an der Medienwelt und erkannten die Chance des Radios für pastorale Aufgaben", sagt Brüggenjürgen (43). Das domradio eröffnete die Möglichkeit, aktuell die Frohe Botschaft und christliche Werte in die Informations- und Mediengesellschaft hineinzutragen."
„Der gute Draht nach oben" nennt sich das 2000 eröffnete domradio. Das ist Programm. Wie andere Sender vermeldete es das Fußball-Double von Bayern München oder den Ausgang des französischen Referendums zur EU-Verfassung. „Wir stellen aber andere Meldungen aus christlichem Wertekontext dazu, etwa: Wie bewertet die europäische Bischofskonferenz das Referendum?"
Dabei benutzt das domradio ein globales Netzwerk, das andere Medien nicht besitzen: Caritas, Adveniat, Missio etwa oder, bei Olympia, den Olympiapfarrer, der einen ganz anderen Zugang zu Personen und Ereignissen hat als Journalisten. Vom Militärseelsorger im Krisengebiet bekommt der Sender per Telefon schnelle, aktuelle Informationen, wenn andere Sender ihre Leute erst noch vor Ort bringen müssen.
Das domradio hat 60 Prozent Musikanteil (ruhige Pop-und Rockmusik) und will besonders die 30- bis 60-Jährigen erreichen, die kirchlicherseits sonst schwer ansprechbar sind. Dabei bestimmt die Qualität des Inhalts die Länge des Wortbeitrags. Werbung wird nicht ausgestrahlt, morgens aber etwa die Laudes, abends die Komplet, je eine halbe Stunde. Und jeden Samstag 11.11 Uhr „Das Wort zum Samstag" von - na? Natürlich von Diakon Willibert Pauels alias „Ne Bergische Jung".
Das Manko: „Für das domradio ist angeblich keine UKW-Frequenz mehr frei", bedauert der Chefredakteur. Der Empfang ist möglich über Astra-Satellit, über Kabel und mobil über das neue DAB (Digital Audio Broadcast).
Wie wichtig der Bistumsleitung die Rundfunk- und Internetarbeit ist, zeigt, dass das Bistum trotz der Sparzwänge beim domradio einen Schwerpunkt gesetzt hat. Aus der Überzeugung, „dass Kirche was zu sagen hat". Ohne, dass sie dem Sender dreinredet: „Der Kardinal", versichert Brüggenjürgen, „hat sich in den fünf Jahren nicht ein Mal eingemischt."