Ökumenisches Treffen mit Papst Benedikt XVI.

Hand In Hand We Stand? WJT und Ökumene

 (DR)

Papst Benedikt besuchte eine ökumenischen Treffen mit 30 Spitzenvertretern von Orthodoxen und Protestanten. Johannes Schröer hat anschließend Stimmen eingefangen, unter anderem von Bischof Feige von der Ökumene-Kommission der Deutschen Bischofskonferenz.
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Stichwort: Ökumene

Unter Ökumene im gängigen Sinn versteht man die Beziehungen zwischen christlichen Kirchen verschiedener Konfessionen, seltener auch Beziehungen zwischen verschiedenen Religionen. Insgesamt wird der Begriff Ökumene mit folgenden Bedeutungen verwendet:

Die ganze (bewohnte) Erde (= ursprüngliche Bedeutung von griechisch "oikoumenê")
Die christliche Kirche als Ganzes
allgemeine christliche oder kirchliche Gültigkeit besitzend (Ökumenisches Konzil)
den weltweiten missionarischen Auftrag der Kirche betreffend
Die Beziehungen zwischen mehreren Kirchen oder zwischen einzelnen Christen verschiedener Konfessionen
Die geistige Haltung, die das Wissen um die Zugehörigkeit zur weltweiten Gemeinschaft der christlichen Kirchen und das Streben nach Einheit der Kirche Christi ausdrückt (römisch-katholisch dafür: Ökumenismus).
Das Memorandum des Päpstlichen Rates für die Laien zählt das „Engagement der Jugendlichen zugunsten der Einheit der Christen (“ut unum sint”)” zu den pastoralen Zielen des Weltjugendtags.

Begrüßung von Karl Kardinal Lehmann,
Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz,
beim Ökumenischen Treffen anlässlich des Weltjugendtages 2005 in Köln zwischen Papst Benedikt XVI. und Vertretern der christlichen Kirchen und kirchlichen Gemeinschaften
am 19.08.2005 im Erzbischöflichen Haus in Köln um 18.15 Uhr





Heiliger Vater!



Ich darf Sie hier im Erzbischöflichen Haus, wo Sie in diesen Tagen wohnen, sehr herzlich zum Ökumenischen Treffen begrüßen. Sie wollten bewusst einen kräftigen Akzent in diesen Tagen auf unsere gemeinsame Aufgabe setzen, in Jesus Christus mehr und mehr zusammenzuwachsen zu einer sichtbaren Kirche. Sie haben unmittelbar nach Ihrer Wahl zum Nachfolger Petri und bis heute immer wieder Ihren unablässigen Willen bekräftigt, auf dem Weg zu einer größeren Einheit mit allen Kräften voranzuschreiten. Wir wollen dabei von Anfang an nicht vergessen, dass es heute bei aller theologischen Leidenschaft auf einen spirituellen Ökumenismus ankommt, den Frère Roger Schutz in so vorbildlicher Weise unter uns gelebt und gelehrt hat.



Aber diese Einstellung haben Sie nicht erst, seitdem Sie den Petrusdienst übernommen haben, sondern sie reicht weit in Ihre Anfänge als akademischer Lehrer zurück. Dies gilt nicht nur für Ihre Studien und Aussagen zur Bedeutung der Kirchenväter und der Ekklesiologie des ersten Jahrtausends sowie der Einrichtung der Konzilien und Synoden im Blick auf die orthodoxen Kirchen, sondern Sie haben auch im Blick auf das Gespräch mit den reformatorischen Kirchen vor und nach dem II. Vatikanischen Konzil maßgebliche Anstöße gegeben, z. B. zum gemeinsamen Gespräch über eine mögliche katholische Anerkennung des Augsburgischen Bekenntnisses (Confessio Augustana). Heute noch darf ich dankbar vermerken, dass Sie nach dem ersten Papstbesuch Ihres verehrten Vorgängers Johannes Paul II. das im November 1980 in Mainz vereinbarte Programm der Aufarbeitung der Gegenseitigen Lehrverurteilung zwischen der katholischen Kirche und den reformatorischen Kirchen in höchstem Maß gegen Einwände beschützt und verteidigt haben. Sie waren zuerst mit Bischof Eduard Lohse - später war es von unserer Seite Paul-Werner Scheele - verantwortlich für die Begleitung dieses Projektes. Da ich selbst einer der wissenschaftlichen Leiter war, weiß ich, welche Unterstützung ich damals von Ihnen bekam und jeder Kundige weiß auch, dass es ohne Sie im Jahr 1999 nicht zur Unterzeichnung der „Gemeinsamen Erklärung zur Rechtfertigungslehre“ gekommen wäre zwischen dem Päpstlichen Rat für die Förderung der Einheit der Christen und dem Lutherischen Weltbund. Wer Sie kennt, konnte auch bisher schon wissen, dass Sie wie wir alle in der Erkenntnis der Wahrheit wachsen können, dass Sie aber auch sorgfältig erarbeiteten Einsichten treu bleiben, soweit Ihnen dies nur möglich ist. Wir möchten Ihnen für diesen vielfältigen ökumenischen Einsatz nach Ost und West von Herzen Dank sagen und sind gewiss, dass Sie mit voller Kraft sich auch dem ökumenischen Zusammenwachsen widmen werden. Freilich – und darin stimmen wir überein - nicht auf Kosten der Wahrheit und auch nicht ohne Rücksicht aufeinander. Insofern gibt es bei allen Unterschieden eine große Ähnlichkeit mit dem, was Sie heute um die Mittagszeit beim Besuch unserer jüdischen Schwestern und Brüder in der Kölner Synagoge gesagt haben.





Verehrte Schwestern und Brüder aus den christlichen Kirchen und kirchlichen Gemeinschaften in unserem Land!

Es ist mir eine große Freude, dass Sie für den heutigen Abend diese Einladung zur Begegnung mit dem Heiligen Vater angenommen haben. Ich darf Sie deshalb alle gemeinsam sehr herzlich begrüßen, namentlich und ganz besonders den Vorsitzenden des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland, Herrn Bischof Prof. Dr. Wolfgang Huber, mit dem Sie, Heiliger Vater, vor einiger Zeit in Rom ein gemeinsames Gespräch geführt haben. Ich heiße nicht weniger herzlich willkommen die Mitglieder des Rates der EKD, darunter ganz besonders die Präsidentin der Synode Frau Oberbürgermeisterin Barbara Rinke, und auch den Leitenden Bischof der VELKD, Herrn Bischof Dr. Hans Christian Knuth, mit besonderer Freude auch Herrn Präses Nikolaus Schneider von der Rheinischen Kirche. Lassen Sie mich damit alle Brüder und Schwestern aus dem Bereich der reformatorischen Kirche willkommen heißen. Erwähnen möchte ich noch Herrn Bischof Dr. Hartmut Löwe, der mit mir den Ökumenischen Arbeitskreis evangelischer und katholischer Theologen leitet, dessen Mitglied Sie, Heiliger Vater, seit vielen Jahrzehnten bis heute sind.