Ansprache von Papst Benedikt XVI.

Päpstlicher Gruß vom Rhein

 (DR)

Köln (KNA) Er lächelt, winkt, faltet die gehobenen Hände. Und vom Ufer, wenige Meter entfernt, antworten Hunderttausende mit "Benedetto"-Rufen auf die einfachen Gesten des Mannes, der auf einem schlichten grauen Podest auf dem Vorderdeck eines Kölner Ausflugsschiffs steht. Endlich ist Papst Benedikt XVI. da, und die Menge ruft, schreit und pfeift. Um ihm nahe zu sein, sind viele sogar ein paar Meter vom Ufer weg in den Rhein gewatet.
Fahnen schwenkend und winkend.

Über Kilometer hinweg säumen jubelnde Pilger beide Rheinseiten.
Bei einem kurzen Zwischenstopp schräg gegenüber der Altstadt wendet sich der Papst in fünf Sprachen an die Jugendlichen: "Wer sich auf Christus einlässt, verliert nichts, absolut nichts von dem, was das Leben frei, schön und groß macht." Die Menge jubelt.

Die Sicherheitsmaßnahmen für die Bootspartie sind umfassend. So muss der 90 Meter lange Katamaran "RheinEnergie", das Flaggschiff der Kölner Ausflugsboote, immer in Bewegung bleiben. Helikopter kreisen in der Luft. Am Ufer patrouillieren schwarz-graue Schnellboote der Polizei. Die Rheinbrücken in der Innenstadt sind genauso gesperrt wie der Fluss für den normalen Schiffsverkehr.
Ein Ausnahmezustand.

Auch auf dem Boot, als sich Benedikt XVI. - gegen das Protokoll und zur Besorgnis der Sicherheitskräfte - zwischen die Sänger des Chors stellt. Die Sänger in den roten und gelben T-Shirts staunen. Digitalkameras klicken, als der Papst den Weltjugendtags-Teilnehmern so nahe kommt, wie sie es wahrscheinlich nie mehr erleben werden.

Verzweifelt wedelt ein Jugendlicher in Krachlederhose mit der weißblauen Fahne, um die Aufmerksamkeit seines Landsmanns zu erregen. Das Bläserensemble an Bord sieht die ganze Aufregung etwas gelassener. Es sei ein "normaler, wenn auch ein besonders schöner Auftritt". Und auch zwei Malteser-Sanitäter wirken etwas nervös, als sich der Papst auf dem Deck einen Weg durch die jubelnden Jugendlichen zu bahnen versucht.

Miroslava Zvarova feiert den Papst still und bescheiden. "Jetzt, wo er hier ist, fühle ich mich sehr sicher. Unglaublich, so einen Vater zu haben", sagt die 25-Jährige. Auf den Knien kauert die Slowakin vor einem Großbildschirm im hinteren Teil des Schiffes, der für die meisten der rund 400 Pilger reserviert ist. Diese Momente werde sie nie vergessen. Auch wenn sie den Bischof von Rom die meiste Zeit der Bootsfahrt nicht direkt sehen kann. Das ist den mitreisenden Bischöfen und etwa 40 Jugendlichen aus verschiedenen Ländern vorbehalten. In traditionellen Kostümen ihrer Heimatländer sollen sie die Vielfalt der Kirche repräsentieren. In kurzen Einzelgesprächen nimmt sich Benedikt XVI. für sie Zeit: er segnet sie, bekreuzigt die Stirn, spricht ein kurzes Gebet. Nicht nur für Miroslava ist das Papstboot das Symbol für die universelle Kirche.

Für die deutsche katholische Kirche begrüßt der Mainzer Kardinal Karl Lehmann den Papst zu seiner "ersten Auslandsreise in die Heimat". Er hofft, dass der Papst helfen wird, neue Jugendliche für eine junge Kirche zu begeistern. Benedikt XVI. schaut in diesem Moment ernst, so als wüsste er, dass inmitten dieses Jubels in Köln viele Aufgaben auf ihn warten. "Wir Jugendliche brauchen eine junge Kirche", hatten zuvor zwei Pilger dem Papst gesagt.

Immer wieder steht der Papst von seinem schlichten Sessel auf, grüßt nach rechts und links ans Ufer. Das mit holländischen Gladiolen und Rosen geschmückte Schiff ist am Dom angekommen. Und Benedikt XVI. muss weiter. Zehntausende Jubelnde säumen seinen Weg zum Dom, den Weg seiner eigenen Pilgerfahrt zu den heiligen drei Königen.



Wortlaut der Papstansprache:

Liebe Jugendliche,
ich freue mich, Euch hier in Köln am Rheinufer zu treffen! Als Pilger in der Gefolgschaft der Heiligen Drei Könige seid Ihr aus verschiedenen Teilen Deutschlands, Europas und der Welt gekommen. Indem Ihr ihren Spuren folgt, wollt Ihr Jesus entdecken. Ihr wart bereit, Euch auf den Weg zu machen, um selber ebenfalls dahin zu gelangen, persönlich und zugleich gemeinschaftlich das Angesicht Gottes zu betrachten, das sich in dem Kind in der Krippe offenbart. Wie Ihr habe auch ich mich auf den Weg gemacht, um zusammen mit Euch niederzuknien vor der weißen konsekrierten Hostie, in der die Augen des Glaubens reale Gegenwart des Erlösers der Welt erkennen. Gemeinsam werden wir dann über das Thema dieses Weltjugendtages „Wir sind gekommen, um ihn anzubeten“ (Mt 2,2) meditieren.
Englische AnspracheWith great joy I welcome you, dear young people, You have come here from near and far, walking the streets of the world and the pathways of life. My particular greeting goes to those who, like the Magi, have come from the East. You are the representatives of so many of our brothers and sisters who are waiting, without realizing it, for the star top rise in their skies and let them to Christ, Light of the Nations, in whom they will find the fullest response to their hearts’ deepest desires. I also greet with the affection those among you who have not been baptized, and those of you who do not yet know Christ or have not yet found a home in his Church. Pope John Paul II had invited you in particular to come to this gathering; I thank you for deciding to come to Cologne. Some of you might perhaps describe your adolescence in the words with which Edith Stein, who later lived in the Carmel cologne, described her own: “I consciously and deliberately lost the habit of prying.” During these days, you can once again have a moving experience of prayer as dialogue with God, the God who we know loves us and whom we in turn wish to love. To all of you I appeal: Open wide your hearts to God! Let yourselves be surprised by Christ! Let him have “the right of free speech” during these days! Open the doors of your freedom to his merciful love! Share your joys and pains with Christ, and let him enlighten your minds with his light and touch your hearts with his grace. In these days blessed with sharing and joy, may you have a liberating experience of the Church as the place where God’s merciful love reaches out to all people. In the Church and through the Church you will meet Christ, who is waiting for you.