Leserbrief: Glaubens-Verdunkler / SZ vom 27. September

Des Kardinals Angst vor Fortbildung

 (DR)

Matthias Drobinskis Nachrichtenanalyse zufolge sind katholische Laien verärgert über Pauschalvorwürfe Kardinal Joachim Meisners auf der Herbstvollversammlung der deutschen Bischöfe. Wenn der Kölner Erzbischof seine Hilf-und sogar Machtlosigkeit gegenüber den katholischen Verbänden beklagt - nach seiner Ergänzung im Domradio Köln am 26. September sind auch Bischöfe gemeint -, muss er sich fragen lassen, ob der Grund für seine Isolierung nicht auch darin zu suchen ist, dass er sich klärenden Gesprächen verweigert und nicht bereit ist, seine Standpunkte -auch in theologischen Fragen - an neueren Erkenntnissen zu messen.
Es drängt sich der Eindruck auf, ob der Grund für sein uneinsichtiges Festhalten an überkommenen Positionen seine Angst sei, er könne seinen theologischen Halt verlieren, ohne neuen Boden zu gewinnen. Eine solche Angst ist dann nachvollziehbar, wenn keine Bereitschaft besteht, sich weiterzubilden und seine Glaubenspositionen im Hinblick auf dann neu erkannte Wahrheiten zu hinterfragen.
Eine solche Bereitschaft ist aber von jedem, auch von Bischöfen, zu fordern und nicht nur, wie Kardinal Meisner meint, von Kindergärtnerinnen und anderen Erziehern. Es wäre gut, wenn auch in ihn „der Gottesgeist hineinfahren würde wie ein Sturm". Passt hierzu nicht der Hinweis von Kardinal Walter Kasper zur Ökumene: „Wenn alle Menschen, evangelische und katholische, in Deutschland heute so weit wären wie der Papst es ist, wären wir ein ganz gutes Stück weiter?"
Dr. Johannes Becher, Swisttal