Glauben in die Gesellschaft hineinsprechen

Auch Atheisten schalten ein: Über ein Jahr ,domradio'

 (DR)

Köln Der Name ist Programm. „Wir sind wie der Kölner Dom nicht nur am Sonntag für die Leute da", sagt Ingo Brüggenjürgen, Chefredakteur des einzigen deutschen Kirchenradios - dem „domradio". Seit über einem Jahr ist der Sender „on air", 24 Stunden ohne Werbeunterbrechung. „Die Stimmen der Kritiker sind mittlerweile fast verstummt", so Brüggenjürgen.
Das „domradio" will kein Verkündigungssender sein, der die Meinung der katholischen Kirche verbreitet.
Aber der Sender der Erzdiözese Köln will christliche Inhalte vermitteln. „Wir wollen den Glauben in die Gesellschaft hineinsprechen." Das Forum, das das „domradio" bietet, ist prinzipiell die ganze Welt -via Internet. Über Satellit ist der Kirchensender in ganz Europa, übers Kabel im Erzbistum Köln zu empfangen. „Nur im Auto kann man uns noch nicht hören", bedauert Brüggenjürgen eine fehlende UKW-Frequenz.
Lobende Leserbriefe erhält der Sender nicht nur von gläubigen Christen. Ein Beispiel: „Bin zwar Atheist, macht aber alles nichts, macht weiter so." Andere finden die Musik gut, sanfte Pop-und Rockmusik. Und wieder andere freut es doch, gerade einen Sender zu hören, der christliche Inhalte vermittelt. „Unsere Gesellschaft ist so komplex geworden, dass viele Menschen Halt und Sinn suchen", meint Brüggenjürgen.
Der Sende-Auftakt im Juni vergangenen Jahres hätte kaum mit größerem Medienecho beginnen können. Joachim Kardinal Meisner weihte das Studio ein - mit Weihrauch. Die Brandmelder reagierten sofort und die Feuerwehr wollte schon ausrücken. „Das war ein hervorragender PR-Gag - aber wirklich nicht beabsichtigt", erzählt der Chefredakteur.
Sieben Redakteure kümmern sich um die Nachrichten beim „domradio". Beiträge werden von einer Agentur eingekauft. „Kritiker glaubten, wir können mit so wenig Personal kein anspruchsvolles Vollprogramm auf die Beine stellen", so der Chefredakteur. Doch „domradio" hat seine eigenen Korrespondenten.
Kirchliche Seelsorger oder Ordensschwestern und -brüder leben auf der ganzen Erde. „domradio" konnte so live von Olympia Spielen aus Sydney berichten. „Die deutsche Mannschaft wurde von einem katholischen Seelsorger begleitet und der hat uns per Handy von den Ereignissen erzählt." Auch Würdenträger in Köln unterstützen den Sender. Generalvikar Prälat Norbert Feldhoff moderiert manchmal die Sendung „Musica und stellt dabei CDs aus der privaten Sammlung vor.
dpa