Domradio des Erzbistums Köln geht Pfingsten auf Sendung

Vom Dom bis an die Grenzen Europas

 (DR)

Mindestens zwei Leidenschaften beschäftigen den Kölner Generalvikar Dr. Norbert Feldhoff in seiner knappen Freizeit. Zum einen ist es seine Liebe zur Mathematik und zu Zahlen. Zum anderen ist er ein begeisterter Anhänger klassischer Musik. Im Laufe der Jahre hat er eine umfangreiche Schallplatten- und CD-Sammlung klassischer Musik zusammengetragen. Selten legt Feldhoff seine „Lieblingsscheiben" zum Hörgenuss für ein größeres Publikum auf. Schon bald aber haben Millionen Menschen Gelegenheit, den Musikgeschmack des Kölner Generalvikars kennen zu lernen.
Möglich macht dies das neue Domradio, das am Pfingstsonntag auf Sendung geht. 24 Stunden am Tag wird dann aus den Studios in der vierten Etage des Domforums vis ä vis des Kölner Doms ein Programm „aus dem Erzbistum Köln für das Erzbistum Köln" gemacht. „Eingerahmt von ruhiger Popmusik wird ohne Hektik und Stress aber mit viel Zeit für den Hörer ein Programm präsentiert, das seine Schwerpunkte in den Bereichen Information, Beratung, Bildung, Unterhaltung und Liturgie hat", erklärt Chefredakteur Ingo Brüg-genjürgen das Programmkonzept. Neben aktuellen Welt- und Iür-chennachrichten zur halben Stunde setzt sich das von sechs Redakteuren und zahlreichen freien Mitarbeitern gestaltete Programm aus Magazinen mit Berichten, Interviews, Tipps und Terminen sowie Live-Sendungen aus den einzelnen Regionen des Erzbistums zusammen. Eine wesentliche Bedeutung hat für die Radiomacher der Bereich „Lebenshilfe zu sozialen und religiösen Themen". Die „Seelsorge im Studio" ist ebenso fester Bestandteil des Programmschemas wie die Dokumentation von Veranstaltungen und Vorträgen oder die regelmäßig stattfindenden Themensendungen mit Studiogästen. Mit der Laudes früh um sechs Uhr und der Komplet abends um 22 Uhr nimmt das katholische Radio ganz selbstverständlich die Gebetszeiten der Kirche an den Anfang und das Ende des von den Journalisten redigierten Programms. Zwar wird das nur über Kabel, beziehungsweise Satellitenschüssel zu empfangene Domradio 24 Stunden am Tag auf Sendung sein, aber, so Chefredakteur Brüggenjürgen: Aufgrund der hohen Automatisierung ist die Redaktion nachts nicht besetzt und das Programm kommt vom Band. Eine Ausnahme bilden die Nachrichten, die wir zwischen 22 Uhr und sechs Uhr morgens von einem anderen Sender übernehmen." Großen Wert legt die Redaktion auf den direkten Kontakt zu den Hörern. Deshalb gehören Wunschsendungen und Hörerfragestunden fest zum Konzept.
Mit dem Domradio wird das Konzert der in der Domstadt beheimateten Radiosender um eine Stimme erweitert. Erwin Müller-Ruckwitt, Leiter der Hauptabteilung Bildung und Medien im Erz-bischöflichen Generalvikariat und „Vater" des neuen Radios, ist von der Richtigkeit der Entscheidung überzeugt.Die Inbetriebnahme des Domradios sei die konsequente Fortsetzung des seit vielen Jahren im Erzbistum Köln erfolgreich praktizierten kirchlichen Engagements im Bereich des Privaten Rundfunks. Die an die Katholischen Bildungswerke der Stadt-und Kreisdekanate angeschlossenen Radiowerkstätten hätten bereits in der Vergangenheit dafür gesorgt, dass die Stimme der Kirche im Rahmen der gesetzlich vorgegebenen Möglichkeiten im Privaten Rundfunk mit Beiträgen von hoher Qualität gut zu vernehmen gewesen sei. Zudem sei dadurch ein Netz von Korrespondenten in allen Teilen des Erzbistums aufgebaut worden, das jetzt auch als Zulieferer für das neue Radio diene. Ausschlaggebend für den Schritt, die Lizenz für einen eigenen kirchlichen Sender im Erzbistum Köln zu beantragen, seien die positiven Erfahrungen mit dem mehr als zweiwöchigen Domradio während des Domjubiläums im August 1998 gewesen. „Das Radio ist ein sehr attraktives, authentisches, aktuelles und leicht zu handhabendes, direktes und lebendiges Medium. Angesichts der zu erwartenden Entwicklung im Rundfunksektor, die darauf hinaus läuft, das immer mehr Sender immer differenziertere Zielgruppen bedienen werden; muss sich die Kirche entscheiden, ob sie ihre ureigenen Themen, also die Verkündigung des Wortes Gottes oder der kirchlichen Lehre wie auch die Einflussnahme auf die gesellschaftliche Meinungsbildung, dem freien Spiel der wirtschaftlichen oder sonstigen Kräfte und Interessen überlässt, oder ob sie hier nicht notwendigerweise selbst die Initiative ergreift." Im eigenen Sender habe die Kirche, so Müller-Ruckwitt, die Möglichkeit, den eigenen Standpunkt in eigener Verantwortung mit der Attraktivität und dem Einfluss dieses modernen Mediums vielen Menschen weit über den Kreis der im engeren Sinne kirchlich Gebundenen zu Gehör zu bringen.
Müller-Ruckwitts Idee vom eigenen Bistumsradio - „Der Sender für die Seele", so die Eigenwerbung im Internet - stieß im Bereich der Erzdiözese, angefangen bei Kardinal Joachim Meisner, auf nahezu ungeteilte Zustimmung. Dies umso mehr, als der Hauptabteilungsleiter zusicherte, den Jahresetat von drei Millionen Mark durch Umschichtungen im Bildungsetat zu realisieren und auch das Personal durch die Herauslösung von hauptamtlichen Kräften aus den Radiowerkstätten bereitzustellen. Dagegen verursachte der Kölner Plan eines eigenen Bistumssenders bei Teilen der Deutschen Bischofskonferenz und deren nachgeordneten Einrichtungen Stirnrunzeln. Bislang wird hier die enge Zusammenarbeit mit dem Öf-fentlich-Rechtlichen-Rundfunk favorisiert. Für Müller-Ruckwitt, der nach eigenen Worten Bischof Spital als den Vorsitzenden der Publizistischen Kommission der Bischofskonferenz „vom ersten Moment der Überlegungen ständig auf dem Laufenden gehalten hat", neigt sich die Ära der Dominanz kirchlicher Rundfunkarbeit im öffentlich-rechtlichen Sektor dem Ende entgegen. „Die Entwicklung ist zwar nicht mehr aufzuhalten aber die Bischofskonferenz kann sich noch nicht zu einer einheitlichen Stellungnahme zum kirchlichen Privatfunk durchringen", stellt Müller-Ruckwitt bedauernd fest. Der „Erfinder des Domradios" ist hinsichtlich der Zukunft des neuen Senders sehr optimistisch. „Ich habe keine Angst, dass der Redaktion, die mit journalistischer Profession über das Geschehen in der Diözese berichten und informieren soll, irgendwann einmal der Stoff ausgeht. Ich bin überzeugt, das Domradio wird sich gut entwickeln. Allerdings muss man auch sagen: Es ist ein Experiment und wenn man sieht, es geht auf Dauer nicht, dann muss man auch den Mut haben das Experiment ein Experiment sein zu lassen", ist Müller-Ruckwitt realistisch.
Wenn auch das Musikprogramm des Domradios überwiegend aus englischer, deutscher und kölscher Pop-Musik besteht, so wird es immer wieder Stunden für die Freunde der musikalischen Klassik geben. Zumindest dann, wenn Generalvikar Dr. Feldhoff mit einer Aktentasche voll CDs oder LPs ins Studio marschiert und-wie bereits fest versprochen - den Hörern persönlich die Schätze seiner Sammlung vorstellt und am Mikrofon kommentiert.         ROBERT BOECKER

Frequenzen (MHz) des Domradios
Domradio im Kabel (UKW): Hennef 106,45 Remscheid 93,65
Altenberg 104,70 Hilden 107,05 Rheinbach 93,95
Bad Münstereifel 94,20 Hürth 96,75 Schieiden 103,65
Bedburg 99,05 Kerpen 99,05 Siegburg 106,45
Bensberg 106,80 Köln 89,75 Solingen 107,15
Bergisch Gladbach 106,80 Königswinter 100,05 St. Augustin 106,45
Bergheim 99,05 Kürten-Dürscheid 107,05 Troisdorf 106,45
Bonn 93,95 Langenfeld 107,05 Velbert 106,20
Bornheim 95,00 Leichlingen 107,05 Waldbröhl 104,10
Brühl 95,00 Leverkusen 104,70 Wesseling 90,85/95,00
Dormagen 94,90 Lohmar 106,45 Wipperfürth 91,85
Düsseldorf 104,50 Meckenheim 93,95 Wuppertal 106,20
Eitorf 99,05 Mettmann 106,90 Zülpich 94,20
Engelskirchen 104,40 Neunkirchen 106,45 Domradio über Satellit:
Erftstadt 94,10 Neuss 94,90 Mono über Astra 1D, Trans-
Essen 96,25 Niederkassel 101,75 ponder    61, Tonunterträger
Euskirchen 94,20 Overath 104,25 SW/RP, 7,56 MHz oder ADR-
Frechen 97,85 Pulheim 89,75 Stereo über Astra IC , Trans-
Grevenbroich 106,55 Radevormwald 104,85 ponder    36, Tonunterträger
Gummersbach               99,65 Ratingen 105,75 Phoenix; 7,92 MHz.
Auszüge aus dem Programm
Täglich: 6 bis 7 Uhr: Laudes 22 bis 22.30 Uhr: Komplet Montag bis Freitag: 7 bis 10 Uhr: der Morgen (Informationen, Berichte, historische Stichworte) 12 bis 13 Uhr: der Mittag (das Neueste aus Kirche und Welt) 20 Uhr: Guten Abend ( Gespräche, Gäste, Tagesprogramm) Sonntag: 10 Uhr Gottesdienst