Kölner „domradio" vor dem Start

Gute Strategie?

 (DR)

Die Verantwortlichen für das Kölner „domradio" haben die Ansprüche hoch geschraubt: Mit einem kleinen Redaktionsteam will der neue kirchliche Sender ein 24-Stunden-Pro-gramm fahren. „Hochprofessionelle Arbeit" wollen die Radiomacher abliefern, wollen möglichst besser sein als die öffentlich-rechtliche und die private Konkurrenz. Damit geht das Erzbistum Köln neue Wege bei der Verkündigung, setzt verstärkt auf moderne Medien, um d ie Frohe Botschaft auch denen anzubieten, die sich im Sonntagsgottesdienst nicht mehr sehen lassen. Dagegen ist nichts zu sagen. Die Kirche muss in der sich rasant wandelnden Medienlandschaft ihren Standort finden, um nicht den Anschluss an die gesellschaftliche Entwicklung zu verlieren. Ob sie mit dem „domradio" allerdings die richtige Strategie gewählt hat, ist fraglich. Wieviele Menschen werden sich bei der starken Konkurrenz durch, das klar umrisse-ne Profil des Programms angesprochen fühlen? Wahrschein-
lich nicht einmal die ständig schrumpfende Zahl derer, die sich der katholischen Kirche ohnehin verbunden fühlen. Dann stellt sich aber die Frage, ob die stattliche Summe von drei Millionen Mark an Kirchensteuermitteln gut angelegt ist, die das Erzbistum jedes Jahr in das Radio-Projekt steckt. Erfolg oder Misserfolg des Projekts werden maßgeblich von der inhaltlichen Ausgestaltung des Programms abhängen; Wird das „domradio" ein „Kardinalsfunk", der sich vor allem als Botschafter amtskirchlicher Positionen versteht, oder hat er die Kirche als Gemeinschaft aller Gläubigen im Blick? Dann aber müssten auch kritische Stimmen und Querdenker das Mikrofon bekommen, müssen kontroverse Diskussionen möglich sein.
Um nicht falsch verstanden zu werden: Es geht nicht um Beliebigkeit, sondern darum, dass das „domradio" nur dann ernst genommen wird, wenn es sich ernsthaft der Bandbreite kirchlichen Lebens stellt. Auch wenn der Sender die Kathedrale im Namen trägt: Kirche ist mehr als der Dom und sein Umfeld.