Genitalverstümmelung

Kampf gegen Genitalverstümmelung / © Arno Burgi (dpa)
Kampf gegen Genitalverstümmelung / © Arno Burgi ( dpa )

Etwa 200 Millionen Frauen und Mädchen weltweit sind an ihren Genitalien verstümmelt. Jedes Jahr kommen rund drei Millionen Mädchen hinzu. Dabei werden ihnen die äußeren Genitalien teilweise oder ganz entfernt. In Deutschland sind schätzungsweise 9.300 Mädchen davon bedroht. Mehr als 48.000 Frauen sind bereits verstümmelt. Am Internationalen Tag gegen Genitalverstümmelung, dem 6. Februar, erinnern die Vereinten Nationen und andere Organisationen an die Opfer dieser Menschenrechtsverletzung.

Nach Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sterben 25 Prozent der Mädchen und Frauen während des Eingriffs oder an seinen Folgen. Bei der Beschneidung, die oftmals mit stumpfen, ungereinigten Messern oder anderem Werkzeug vorgenommen wird, kann es zu Schockzuständen, starken Blutungen und Infektionen kommen. Die Beschnittenen leiden teils lebenslang an den psychischen Folgen und chronischen Schmerzen, beispielsweise beim Wasserlassen oder während der Menstruation, oder werden unfruchtbar. Natürliche Geburten sind oft unmöglich oder lebensbedrohlich für Mutter und Kind. Neugeborene von beschnittenen Frauen sterben öfter.

Sozialer Status und Familienehre

Die Genitalverstümmelung soll der Tradition zufolge Schönheit, Keuschheit und die Heiratschancen der Mädchen und Frauen steigern.

Der soziale Status und die Ehre der Familie hängen in einigen Kulturen von der Beschneidung der weiblichen Mitglieder ab. Meist werden die Mädchen entweder kurz nach der Geburt oder im Kindesalter verstümmelt, je nach Tradition aber auch in der Pubertät, unmittelbar vor oder nach der Eheschließung oder nach der ersten Entbindung.

Vor allem in Afrika verbreitet

Weibliche Genitalverstümmelung ist in etwa 30 afrikanischen Ländern vor allem südlich der Sahara verbreitet. Außerhalb Afrikas wird der Eingriff vor allem in arabischen Ländern wie Oman und dem Jemen praktiziert. In Europa und Nordamerika lassen immer wieder Migranten aus den entsprechenden Ländern ihre Töchter beschneiden, häufig geschieht dies während eines Urlaubs in der Heimat.

Die WHO unterscheidet vier Typen von Genitalverstümmelung. Sie gehen von der Verletzung der Klitoris-Vorhaut bis zur Entfernung der Klitoris, der inneren Schamlippen sowie der Innenseite der äußeren Schamlippen. Teilweise wird die Vagina danach bis auf eine kleine Öffnung für Urin und Blut zugenäht. In Ländern wie Eritrea, Dschibuti und Somalia sind fast alle Mädchen nach dieser extremsten Form beschnitten, die Infibulation genannt wird. Die Infibulation wird etwa in etwa zehn Prozent aller Fälle vorgenommen. (KNA/ Stand: 2016)