02.10.2022 | 20:00 - 22:00 | Musica

Die Messvertonungen von Bach und Zelenka geben Rätsel auf

Absolute Musik oder doch Liturgie?

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Ursprünlich war die Vertonung der lateinischen Messe nur für den Gottesdienst vorstellbar. Doch im 18. Jahrhundert kippte diese so scheinbar feste Verbindung von rein liturgischer Musik. Ein Beispiel dafür ist die "Missa Votiva" von Jan Dismas Zelenka. Die Messvertonungen der Jahre 1739 bis 1741 des Dresdner Hofmusikers entstanden allesamt ohne offizielle Kompositionsaufträge. 

Keine Aufführung zu Lebzeiten

Die Missa Votiva schrieb Zelenka ebenfalls in dieser Zeit und das Werk wurde wohl wie die h-moll-Messe von Johann Sebastian Bach nicht zu Lebzeiten des Komponisten uraufgeführt. Zelenka komponierte das Werk vermutlich als Erfüllung eines Gelübdes, nachdem er sich von einer ernsthaften Erkrankung erholt hatte.

Die Dresdner Hofkirche / © Alexander Foxius (DR)
Die Dresdner Hofkirche / © Alexander Foxius ( DR )

Vor rund 280 Jahren entwarf der Dresdner Hofmusiker das Werk, das mit rund 70 Minuten Länge eine der längsten Messvertonungen der damaligen Zeit war. Bachs h-moll-Messe entstand erst 10 Jahre später. Das Komponieren von Messvertonungen ohne konkreten Auftrag und Vorgaben oder ohne Chance auf Aufführung war aber im 18. Jahrhundert unüblich. Noch zu Mozarts Zeiten gab es Vorgaben vom jeweiligen Bischof, wie lang eine Messvertonung zu sein habe, wie umfangreich die Besetzung sein sollte und vieles mehr.

Davon unterscheiden sich deutlich die unabhängigen Vertonungen. Die große Messe in c-moll von Wolfgang Amadeus Mozart ist dafür ein Beispiel, oder die Missa solemnis von Ludwig van Beethoven, die zwar einen konkreten Anlass als Ursprung hatte, aber so umfangreich komponiert wurde, dass sie erst nach Beethoven Tod in einem Gottesdienst uraufgeführt wurde.

Bach treibt es auf die Spitze

In gewisser Weise auf die Spitze trieb es Johann Sebastian Bach, der als Lutheraner mit der h-moll-Messe eines der größten Kunstwerke der Menschheitsgeschichte schuf, ohne auch nur katholisch zu sein. Bis heute rätseln Musikwissenschaftler, warum Bach dieses Zwei-Stunden-Werk schrieb, ob es nicht doch einen konkreten Aufführungsanlass zum Beispiel im Wiener Stephansdom gegeben haben könnte.

Johann Sebastian Bach  (KNA)
Johann Sebastian Bach / ( KNA )

Im Moment überwiegt aber eher die Vermutung, dass der Entstehungsgrund schlicht Bachs Sinn für die Vollendung von Zyklen war – so wie er am Ende seines Lebens auch in anderen Gattungen Werke zu Zyklen wie die Kunst der Fuge zusammenfasste, so wollte er vielleicht aus Fragmenten eine komplette Messvertonung formen ohne gottesdienstlichen Bezug.

Am Sonntagabend erklingt ab 20 Uhr die "Missa Votiva" in voller Länge im Radioprogramm von DOMRADIO.DE

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