13.11.2022 | 20:00 - 22:00 | Musica

Barocke Trauermusik am Volkstrauertag

Zwischen Verzweiflung und Hoffnung

 © Beatrice Tomasetti (DR)
© Beatrice Tomasetti ( DR )

Sendung

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Die Trauerode von Johann Sebastian Bach ist ein interessantes Beispiel für öffentliche Trauermusik im 18. Jahrhundert. Denn der Thomaskantor schrieb das Werk nicht für eine Beerdigung, sondern für eine Art Staatsakt für die verstorbene Kurfürstin von Sachsen, Christiane Eberhardine, Sie war damals sehr angesehen und verstarb 1727 überraschend im Alter von 56 Jahren.

An der Leipziger Universität gab es zu ihren Ehren einen Trauerakt. Der eigens für diesen Anlass angefertigte Text huldigt der Fürstin in blumigen Worten und beschreibt die Trauer des sächsischen Volkes angesichts ihres plötzlichen Todes.

Johann Sebastian Bach  (KNA)
Johann Sebastian Bach / ( KNA )

Geschrieben ist das Werk für ein umfangreich besetztes Orchester, vier Gesangssolisten und Chor. Unterteilt ist die Komposition in zwei Teile, zwischen denen die Trauerrede auf die Fürstin gehalten wurde. Die Feierlichkeiten begannen morgens um 9 Uhr mit einer Prozession durch Leipzig von der Nikolai- zur Paulinerkirche. In dieser Kirche erklang dann die Trauerode BWV 198.

Eine Totenmesse für Fürst August

Auch eine Art öffentliche Trauermusik war das Requiem in d von Jan Dismas Zelenka, allerdings war es für einen römisch-katholischen Gottesdienst am Dresdner Hof vorgesehen. 1733 starb der beliebte Fürst August der Starke. Das war das für Sachsen ein Einschnitt: denn er hatte das Land im Laufe seiner Regentschaft zu enormer wirtschaftlicher Blüte verholfen und Dresden zu einer der prunkvollsten Metropolen der Zeit gemacht.

Blick auf die Hofkirche in Dresden / © Anton Kudelin (shutterstock)
Blick auf die Hofkirche in Dresden / © Anton Kudelin ( shutterstock )

Eine fünfmonatige Landestrauer wurde verordnet, und der Dresdner Hof erhielt ein Jahr Hoftrauer. Zudem mussten in Windeseile alle Vorbereitungen für die Begräbnisfeierlichkeiten getroffen werden. Mit der musikalischen Ausgestaltung wurde der Hofmusiker Jan Dismas Zelenka beauftragt, der damit unter unglaublichem Zeitdruck mehrere große Werke komponieren musste.

Das Requiem folgt dem traditionellen Aufbau der lateinischen Totenmesse, so wie er bis zum Zweiten Vatikanischen Konzil vor 60 Jahren üblich war. Die heutigen Hörgewohnheiten sind ja sehr von Mozart und seinem sehr düsteren Requiem bestimmt. Zelenkas Werk entstand 60 Jahre früher und klingt insgesamt heller und freundlicher, musikalisch scheint die Hoffnung auf Auferstehung der Toten zu überwiegen.

Der Tod als Schlaf

Auch Nikolaus Bruhns schrieb mit der Kantate "Ich liege und schlafe“ eineTrauermusik, wobei der genaue Anlass und die Entstehungsz eit unklar sind.

Angelegt ist sie für Chor, Orchester und vier Solisten. Der entscheidende Gedanke ist die Erlösung des Menschen durch Gott. "In Jesu Namen schlaf ich ein, er führt allein mich aus dem Tod ins Leben“ – so heißt der zentrale Satz in dem Werk. Der Tod als friedliches Einschlafen, dies drückt Bruhns durch eine ruhige musikalische Gestaltung aus – nur bei den Worten "Denn du allein Herr hilfest mir“ im ersten Satz wird die Musik lebendiger.

Die drei Arien für die Solisten zeigen eine absteigende Linie, zuerst singt der Sopran, dann folgt das Duett von Alt und Tenor, als letzter singt der Solobass, ehe Chor und Orchester den Eingangssatz wiederholen. Dieses Absteigen der Stimmen war zu Bruhns Zeiten üblich, damit wurde die Grablegung des Toten versinnbildlicht.

Im Radioprogramm von DOMRADIO.DE erklingen die Werke am Sonntagabend ab 20 Uhr.

 

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