Vatikan-Untersuchung bei den "Legionären Christi" beginnt

Apostolische Visitation

An diesem Mittwoch beginnt die Apostolische Visitation bei den "Legionären Christi". Wie die katholische Ordensgemeinschaft mitteilte, hat der Heilige Stuhl fünf Bischöfe mit der Untersuchung betraut. Papst Benedikt XVI. hatte die Visitation im März angeordnet. Zuvor war bekannt geworden, dass der Ordensgründer, der mexikanische Priester Marcial Maciel Degollado, ein Verhältnis hatte und Vater einer Tochter ist.

 (DR)

Eine Apostolische Visitation ist ein kirchliches Ermittlungsverfahren im Auftrag des Papstes. Für die Einrichtungen der «Legionäre Christi» in Europa mit Ausnahme Italiens solle Bischof Ricardo Blazquez Perez von Bilbao zuständig sein. Visitatoren seien zudem die Erzbischöfe Charles Chaput von Denver und Ricardo Ezzati Andrello von Concepcion in Chile sowie die Bischöfe Ricardo Watty Urquidi von Tepic in Mexiko und Giuseppe Versaldi von Alessandria für Italien.

Die 1941 von Maciel in Mexiko gegründete Ordensgemeinschaft ist seit 1965 direkt dem Vatikan unterstellt. Die Kongregation hat nach eigener Darstellung Niederlassungen in 20 Ländern mit mehr als 600 Priestern und über 2.500 Seminaristen. In insgesamt 12 Ländern gibt es 92 Bildungseinrichtungen und Einrichtungen des Apostolats der Legion Christi. Zudem befinden sich in ihrer Trägerschaft 130 Schulen und über 600 Bildungszentren. In Deutschland hat der Orden Niederlassungen in Bad Münstereifel und Düsseldorf. Im Februar 2007 wurde eine neue Ordensprovinz für Mitteleuropa errichtet.

Maciel war im Februar 2008 im Alter von 87 Jahren in den USA gestorben. 2006 hatte der Vatikan den Geistlichen im Zusammenhang mit Vorwürfen sexuellen Missbrauchs gemaßregelt. Er wurde aufgefordert, keine öffentlichen priesterlichen Dienste mehr auszuüben und mit «Gebet und Buße» ein «zurückgezogenes Leben» zu führen. Mit Rücksicht auf sein Alter und seinen schlechten Gesundheitszustand hatte die Glaubenskongregation auf ein kirchenrechtliches Strafverfahren verzichtet.

Dem Gründer der «Legionäre Christi» wurde seit 1997 vorgeworfen, junge Seminaristen missbraucht zu haben. Zudem soll er ihnen die Absolution für gemeinsam begangene sexuelle Handlungen erteilt haben. Das Kirchenrecht sieht dafür die automatische Exkommunikation vor, die nur vom Papst selbst gelöst werden kann. Maciel selbst bestritt die Vorwürfe.