Erstmals Nationaler Rat zum Kampf gegen Missbrauch

 (DR)

Anfang Dezember sind in Berlin Spitzenvertreter aus Politik und Zivilgesellschaft zur Auftaktsitzung eines Nationalen Rates zur Bekämpfung von sexuellem Missbrauch zusammengekommen. Dazu eingeladen hatten Bundesfamilienministerin Franziska Giffey (SPD) und der Missbrauchsbeauftragte der Bundesregierung, Johannes-Wilhelm Rörig, wie das Büro des Missbrauchsbeauftragten mitteilte. Genauer Titel des Gremiums ist "Nationaler Rat gegen sexuelle Gewalt an Kindern und Jugendlichen".

Rund zehn Jahre nach Einrichtung des Runden Tisches "Sexueller Kindesmissbrauch" ist demnach die dauerhafte Stärkung der Strukturen für Schutz, Prävention und Intervention bei sexualisierter Gewalt gegen Kinder und Jugendliche Ziel des Nationalen Rates. Die Mitglieder sollen bis zum Sommer 2021 Ziele und konkrete Umsetzungsschritte erarbeiten.

2010 begann die Aufdeckung des Missbrauchsskandals in der katholischen Kirche und anderen Einrichtungen wie der Odenwaldschule. Noch in dem Jahr wurde die Stelle des Missbrauchsbeauftragten und der Runde Tisch "Sexueller Kindesmissbrauch" eingerichtet.

Zu den Teilnehmern des Nationalen Rates gehören weiter unter anderem der Missbrauchsbeauftragte der Bischofskonferenz, Stephan Ackermann, der Bevollmächtigte des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Martin Dutzmann, die Provinzoberin der Deutschen Ordensobernkonferenz, Schwester Katharina Kluitmann, der Präsident des Deutschen Kinderschutzbundes, Heinz Hilgers, sowie Kerstin Claus vom Betroffenrat.

Bereits im Vorfeld äußerten sich Giffey und Rörig. Giffey bezeichnete das Gremium als "nächsten großen Meilenstein" bei der Bekämpfung von Missbrauch. Sie betonte, sexualisierte Gewalttaten gegen Kinder und Jugendliche seien keine Einzelfälle, sondern ein Problem, das die gesamte Gesellschaft angehe. Deswegen sei es wichtig, beim Kampf gegen Missbrauch an einem Strang zu ziehen.

Rörig betonte, die ungebrochen hohen Fallzahlen und die Missbrauchsfälle von Staufen, Lügde oder jetzt Bergisch Gladbach machten deutlich, dass tausende Kinder und Jugendliche in Deutschland nicht ausreichend vor sexueller Gewalt geschützt seien. Betroffene Kinder und Jugendliche dürften künftig nicht mehr übersehen, sexueller Missbrauch müsse früher beendet und die Folgen sexueller Gewalt müssten maximal gelindert werden. (kna)