Vor 20 Jahren erließen die UN ihre Millenniumserklärung

Ein Schritt hin zu einer besseren Welt

Ehrgeizig, politisch, richtungsweisend: Die Millenniums-Entwicklungsziele der Vereinten Nationen sollten zu Beginn des Jahrtausends die Weichen für eine bessere Welt stellen. Nach 20 Jahren ist ihre Agenda weiter aktuell.

UN-Vollversammlung / © Bernd von Jutrczenka (dpa)
UN-Vollversammlung / © Bernd von Jutrczenka ( dpa )

Das Jahr 2000 brachte viele Sorgen und Erwartungen mit sich. Nach den bunten 90er Jahren schaute die Welt nun gebannt auf das Millennium. Einige fürchteten den Weltuntergang, andere sahen euphorisch einem Neubeginn entgegen. Der seit Ende des Kalten Kriegs einsetzende Prozess einer offenen und globalisierten Welt brachte Unsicherheit, aber auch den Willen mit sich, die Zukunft nun aktiv zu gestalten.

Ansatzweise fassbar wurde dieser Geist des Aufbruchs vom 6. bis 8. September in New York. Bei der 55. Vollversammlung der Vereinten Nationen kamen mehr als 150 Regierungschefs aus aller Welt zusammen - das bis dahin größte Gipfeltreffen dieser Art in der Geschichte.

Gegen Armut, Hunger und Krankheit

Die Tagung stand unter dem Motto "Die Vereinten Nationen im 21. Jahrhundert" und wollte Wegweiser sein: dafür, wie die Welt gerechter gestaltet werden könnte; wie Armut, Hunger, Kindersterblichkeit und Krankheiten bekämpft werden können; wie die Armen zu den Reichen
aufschließen können.

Auch das herausragende Ergebnis des Gipfels orientierte sich mit seinem programmatischen Namen am Zeitgeist. Die sogenannte Millenniumserklärung war im Prinzip nicht weniger als eine für alle Mitgliedstaaten verpflichtende Zielsetzung, die Welt zu retten oder zumindest zu verbessern.

Ambitionierte Ziele

Der daraus ausgearbeitete Maßnahmenkatalog, die acht Millienniums-Entwicklungsziele (MDG), gab die konkreten Rahmendaten an: Bis 2015 sollten unter anderem Armut und Hunger um die Hälfte reduziert werden, Geschlechter gleichgestellt, Schulbildung für alle Kinder gewährleistet sein und die Ausbreitung von Aids gestoppt werden. Zudem sollte es eine allumfassende globale Entwicklungszusammenarbeit geben. Als Vergleichswert setzten die UN allerdings nicht den damals aktuellen Stand, sondern das Jahr 1990 fest. Dadurch sollte die Entwicklung über einen längeren Zeitraum messbar gemacht werden.

Das Anliegen war ambitioniert, folgte aber einer klaren politischen Linie: Durch die Verpflichtung, die alle Staaten eingehen mussten, konnten Veränderungen auch eingefordert werden. Das war vor allem deshalb wichtig, da sich die ersten sieben Punkte der MDG fast ausschließlich an Entwicklungsländer richteten. Mit einer Einhaltung der Ziele war dann im achten Punkt internationale Unterstützung der Industrienationen verbunden, etwa durch Entwicklungshilfe und Schuldenerlasse.

Deutliche Fortschritte

Bei der finalen Bestandsaufnahme 2015 zeigte sich, dass laut Statistik tatsächlich deutliche Fortschritte erzielt worden waren. Dabei ist es zwar kaum möglich, einzelne Erfolge der UN-Agenda zuzuordnen; auch andere Faktoren der Globalisierung wirkten sich auf die Entwicklung aus. Allerdings gaben die MDG zweifellos einen politischen Referenzrahmen vor sowie konkrete Ziele und die Maßnahmen, diese zu überprüfen.

Als erreicht konnten die Millienniums-Entwicklungsziele im September 2015 freilich nicht gelten. Beim Weltgipfel für nachhaltige Entwicklung, wiederum in New York, wurden sie vielmehr erweitert auf die 17 Sustainable Development Goals (SDG). Diese nehmen nun bis 2030
konkreter auch die Industrienationen in den Blick und haben sich in deutlich komplexerer Form einer nachhaltig gestalteten Zukunft auf
dem Planeten verschrieben.

Kritik an der Zielsetzung

Ob die MDG letztlich ihre Ziele erreichen konnten, kann man sicher unterschiedlich bewerten. Kritik daran, ob sie eher Symptome bekämpften, statt auf die Ursachen der Probleme einzugehen, scheint legitim. Auch dass Armut und Hunger nicht überall gleichmäßig zurückgegangen sind und der Messwert für die Armutsgrenze (1,25 Dollar am Tag) nie an die Entwicklung der Weltwirtschaft angepasst wurde, ließe sich bemängeln. Sie rundweg als gescheitert zu betrachten, wäre aber wohl auch überzogen.

Sicher haben die MDG zumindest maßgeblich dazu beigetragen, ein Bewusstsein zu schaffen, etwa dass globale Probleme nicht von einem Staat allein, sondern nur durch internationale Kooperation gelöst werden können. Und letztlich auch, dass der Wohlstand der reichen Länder nicht weiter auf dem Elend der Armen basieren darf.

Johannes Senk


Quelle:
KNA