Vor fünf Jahren starb die Pop-Ikone Prince

Manisches Musikgenie

Prince war einer der Superstars der 80er und 90er, Songs wie "Purple Rain" oder "Kiss" sind zeitlose Klassiker. Im sagenumwobenen Prince-Archiv sollen noch immer Hunderte unveröffentlichte Songs lagern.

Autor/in:
Holger Spierig
Vor fünf Jahren starb der Sänger Prince / © Dirk Waem (dpa)
Vor fünf Jahren starb der Sänger Prince / © Dirk Waem ( dpa )

Es gibt wohl kaum einen Pop-Musiker, der so besessen an seiner Musik gearbeitet hat wie Prince. In seinem Studio- und Wohnkomplex "Paisley Park" in der Nähe von Minneapolis feilte er täglich bis in die frühen Morgenstunden an Songs, wie die Musikerin und Prince-Verlobte Sheila E. in einem Interview erzählte. Nach nur wenigen Stunden Pause sei es weitergegangen: "Und ehe man sich versieht, sieben Tage später ist das Album fertig."

Vor 5 Jahren starb Prince

Vor fünf Jahren - am 21. April 2016 - wurde Prince am Vormittag tot in einem Fahrstuhl in "Paisley Park" gefunden, wo er wohl wieder die ganze Nacht produziert hatte. Der Musiker starb mit 57 Jahren. Ursache war das Schmerzmittel Fentanyl, das er - vermutlich unabsichtlich - in zu hoher Dosis eingenommen hatte.

Prince sei ein Multitalent gewesen

"Prince war ein Multitalent", sagt Michael Custodis, Pop-Experte der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster. Er sei nicht nur ein sehr guter Songwriter, Instrumentalist und Produzent gewesen, sondern auch ein sehr bühnenwirksamer Künstler. Bei anderen reiche schon eine dieser Eigenschaften für eine Karriere. "Prince hat gleichzeitig mindestens drei Karrieren absolviert."

Er gehörte neben Madonna, Michael Jackson und Bruce Springsteen zu den Megastars der 80er Jahre. Prince verstand es, den Soul eines James Brown mit Gitarrenrock zu verbinden. Auf Konzerten spielte er auf einem Flügel Balladen, um danach an der E-Gitarre einen wieder auferstandenen Jimi Hendrix zu geben. Oft verschmolz er auf einem Album unterschiedliche Musikstile wie Rhythm and Blues, Funk, Soul, Pop, Rock und Gospel.

Barack Obama würdigte Prince nach dessen Tod

Die Welt habe eine "kreative Ikone" verloren, würdigte der damalige US-Präsident Barack Obama den Musiker nach dessen Tod. Nur wenige Menschen hätten den Klang und die Entwicklung der populären Musik deutlicher beeinflusst oder so viele Menschen mit ihrem Talent berührt.

Singen, Tanzen und Schauspielern gehörte zum Repertoire

Prince habe einen starken Willen gehabt, sein Künstlertum einer großen Öffentlichkeit zu präsentieren, erklärt Custodis. Deshalb habe er ideal zum Musikfernsehen MTV gepasst. Singen, Tanzen und Schauspielern habe zu seinem künstlerischem Ausdrucksrepertoire gehört. Kostüme, Farben, seine speziell gestylten Gitarren - alles sei genau durchdacht gewesen.

Der Musiker, der fast 30 Instrumente beherrscht haben soll, schrieb seinen ersten Song im Alter von sieben Jahren. Mit 19 hatte er bereits einen Plattenvertrag in der Tasche. "Mein Talent kommt von Gott", sagte er 1998 in einem Fernseh-Interview. Ende der 90er Jahre hatte er sich der Glaubensgemeinschaft "Zeugen Jehovas" angeschlossen.

Prince erhielt viele Auszeichnungen

Er erhielt sieben Grammy Awards, einen Oscar, einen Golden Globe. Im Jahr 2004 wurde er in die "Rock'n'Roll Hall of Fame" eingeführt. Die Musik, die er für andere Künstler schrieb und produzierte, war in der Regel Garant für internationalen Erfolg. Mit seinem Song "Nothing Compares 2 U" wurde die irische Sängerin Sinéad O'Connor weltberühmt. Auch Madonna und Chaka Khan ließen sich von Prince Hits schreiben. Seine eigenen Alben sollen sich zu seinen Lebzeiten mehr als 100 Millionen Mal verkauft haben.

Das Leben von Prince

Geboren wurde er am 7. Juni 1958 in Minneapolis als Prince Roger Nelson in eine afroamerikanische Familie, sein Vater trat in seiner Freizeit als Jazz-Pianist auf. Den internationalen Durchbruch erlebte Prince mit dem 1982 erschienen Doppelalbum "1999". Sein darauffolgendes Album "Purple Rain" wurde das erfolgreichste seiner Karriere.

Prince, der zweimal verheirat gewesen war, habe mit Gender-Rollen gespielt, erklärt Custodis: Mit hoher Stimme, die sehr weiblich klingen konnte, habe er explizit männlich-sexualisierte Texte gesungen. Dazu passten seine Bühnenoutfits, in die er Frauenmode wie bauchfreie Tops integrierte.

Musik von Prince passte in das Klima der Präsidentschaft von Ronald Reagan

Die Musik von Prince sei definitiv "supersexy" mit einem physischen, körperbetonten Groove und laszivem Sound, "gar nicht zu reden von den Texten und der Bühneninszenierung", sagt denn auch Gregor Schwellenbach, Komponist und Dozent an der Folkwang Universität Essen/Bochum.

Prince passte auch in das Klima der Präsidentschaft des Republikaners Ronald Reagan: Die Musik über rauschende Partys und ausschweifenden Sex verstanden viele als Aufforderung zum Tanz auf dem Vulkan angesichts einer atomaren Weltkriegsgefahr. "Purple Rain" wurde als Liebe unter dem purpurnen atomaren Niederschlag gedeutet.

In den 1990er Jahren überwarf sich Prince mit seiner Plattenfirma. Danach trat er unter anderen Namen auf, darunter "The Artist Formerly Known As Prince".

Seine Musik bleibe zeitlos aktuell

Nach Einschätzung des Musikjournalisten Thomas Venker bleibt seine Musik zeitlos aktuell: "Prince hat anders als andere Künstler nicht nach aktuellen Trends produziert, sondern er war sein eigener Kosmos", sagt Venker. "Er war einfach ein manischer Musiker, der getrieben von der Leidenschaft immer weiter Musik gemacht hat und dementsprechend sehr viel ausprobiert hat."

In seinem sagenumwobenen Archiv "The Vault" sollen noch Hunderte Songs des unerschöpflich produzierenden Prince lagern. Für Juli ist das im Jahr 2010 aufgenommene aber bislang unveröffentlichte Album "Welcome 2 America" angekündigt.


Quelle:
epd