missio mit einem Ausblick auf die Papstreise nach Afrika

"Franziskus wird klare Worte finden"

Auf dem Programm der Afrikareise des Papstes stehen Treffen mit Politikern, Slumbewohnern und ein Moschee-Besuch. Der Pressesprecher von missio, Johannes Seibel, wagte im domradio.de-Interview einen Ausblick  - und glaubt an klare Worte des Papstes.

Papstaufsteller im Gottesdienst in Kenia / © Dai Kurokawa (dpa)
Papstaufsteller im Gottesdienst in Kenia / © Dai Kurokawa ( dpa )

domradio.de: Der Papst aus Lateinamerika fährt jetzt endlich auch nach Afrika - auf diesen von Armut, Korruption und Kriegen gebeutelten Kontinent. Auf den Punkt gesagt, welche Signalwirkung geht von dieser Reise aus?

Johannes Seibel: Afrika ist gebeutelt, aber Afrika ist auch ein Kontinent der Hoffnung. Wir von missio hoffen, dass die Signalwirkung ausgeht, dass der interreligiöse Dialog ein Schlüssel zur Lösung globaler Probleme ist.

domradio.de: Korruption ist ein großes Problem in vielen afrikanischen Ländern, zum Beispiel in Kenia. Franziskus trifft Präsident Kenyatta, einen gläubigen Katholiken. Die Menschen hoffen auf klare Worte des Pontifex in Sachen Korruption. Glauben Sie, dass diese Hoffnung berechtigt ist?

Johannes Seibel: Das glaube ich schon. Ich denke, dass Papst Franziskus klare Worte gegen Korruption auch aus dem Grund finden wird, dass Korruption einer der wichtigsten Fluchtursachen ist. Wenn man Fluchtursachen global bekämpfen möchte, dann ist es unerlässlich, Korruption zu bekämpfen. Da wird der Papst auch nicht nur in Kenia klare Worte finden, sondern auch in den anderen afrikanischen Staaten, denn den Eliten in Afrika scheint es mehr oder weniger egal zu sein, ob ihre Bevölkerung flüchtet und ihre besten Menschen gehen. Diesbezüglich wird Franziskus den Politikern sicherlich ins Gewissen reden.

domradio.de: Papst Franziskus liegen die Armen besonders am Herzen. Da passt es ja gut, dass er auch in Nairobi in einen Slum geht, oder?

Johannes Seibel: Ich denke, das ist seine Mission. Er hat ja gesagt, dass er die Menschen und die Christen gerne an die Ränder der Welt schicken möchte und an die Ränder gehen möchte. Das ist auch eine Stärke der Kirche in Afrika, dass sie die armen Menschen in den Slums nicht vergisst. Hier setzt Franziskus ein Zeichen der Stärkung. Auch die Arbeit von missio und der Kirche insgesamt zielt ja dahin, die Kirche pastoral so zu stärken, dass sie nicht allein die politischen und wirtschaftlichen Ursachen benennt, sondern die Menschen begleitet und mit ihnen im Alltag pastoral arbeitet. Das wird sicher auch einer der Schwerpunkte dieser Papstreise sein.

domradio.de: Und zum Abschluss kommt dann noch der Besuch in der Zentralafrikanischen Republik - nicht nur eines der ärmsten Länder der Welt, sondern auch ein Land, in dem es zuletzt blutige Auseinandersetzungen zwischen Muslimen und Christen gegeben hat. Und da will Franziskus sogar in eine Moschee gehen - eine ziemlich heikle Mission, oder?

Johannes Seibel: Es ist eine heikle Mission, aber es ist eine unabdingbare Mission. In der Zentralafrikanischen Republik zeigt sich ja, dass der interreligiöse Dialog der Weg ist, um diese Konflikte zu befrieden, denn der Machtkampf wird von politischen Scharfmachern als religiöser Krieg inszeniert. Die Kirche in der Zentralafrikanischen Republik, die muslimischen und die evangelischen Gemeinden stellen sich gemeinsam in lokalen Friedenskomitees, die wir von missio unterstützen, gegen diese Instrumentalisierung der Religion. Wenn der Papst unter wirklich schwierigen Sicherheitsbedingungen diese Menschen besucht, dann zeigt er uns auch in Deutschland, dass wir uns gegen Terrorismus schützen müssen, aber wir dürfen die Angehörigen des Islam und anderer Religionen nicht für diesen Terrorismus verantwortlich machen. Nur gemeinsam mit den Vertretern aller Religionen, im gemeinsamen religiösen Dialog, können wir eine friedliche Welt schaffen. Das ist ein Signal, das weit über die Zentralafrikanische Republik hinausgeht.

domradio.de: Sie von missio stehen ja in ständigem Kontakt mit ihren Projektpartnern. Was wissen Sie darüber, wie sehr sich die Menschen in den Besuchsländern auf den Papstbesuch freuen?

Johannes Seibel: Ich habe gestern noch mit unserem Präsidenten, Prälat Klaus Krämer, gesprochen. Er ist am Sonntag aus Kenia von einer Pastoralreise zurückgekehrt, und er hat mir erzählt, dass sich die Menschen sehr, sehr freuen. Sie sehen den Besuch auch nicht allein unter politischen Zeichen, sondern für sie ist es auch ein Fest des Glaubens und eine Begegnung mit einem Mann, den sie in Afrika sehr stark als Vorbild wahrnehmen und der sie auch in ihrem alltäglichen Glauben stärkt. Ich glaube, der Aspekt des Glaubensfestes, das hat mir Prälat Krämer erzählt, ist einer der zentralen Punkte in der Vorfreude auf den Papstbesuch.

Das Interview führte Hilde Regeniter.


Quelle:
DR