US-Präsident hält Grundsatzrede an islamische Welt - Am Abend Ankunft in Dresden

"Ich werbe für einen Neuanfang"

US-Präsident Obama hat einen Neuanfang zwischen dem Westen und Muslimen angekündigt. Bei seiner "Rede an die islamische Welt" an der Universität Kairo sprach er sich für ein Ende von Misstrauen und Zwietracht aus. Dieser Wandel könne jedoch nicht über Nacht kommen. Eine neue Offenheit sie notwendig, so Obama. Am Abend wird der Präsident in Dresden erwartet. Für morgen ist ein kurzes politisches Gespräch mit Bundeskanzlerin Angela Merkel und ein Besuch der Gedenkstätte Buchenwald geplant.

 (DR)

US-Präsident Barack Obama hat eine Nähe zwischen den USA und dem Islam betont. In seiner Rede in der Universität von Kairo bemühte er sich am Donnerstag nach eigenen Worten, einen Neuanfang in den Beziehungen zur islamischen Welt zu begründen. Er wolle Klischees auf beiden Seiten bekämpfen. Mit einem Verweis auf seinen muslimischen Vater und seinem Leben in muslimischen Ländern hob er seine eigene Vertrautheit mit dem Islam hervor.

Der erste afro-amerikanische US-Präsident erwähnte den Beitrag der sieben Millionen in den USA lebenden Muslime zur US-amerikanischen Gesellschaft, Kultur und Politik. Unter Verwendung verschiedener Koranzitate verwies Obama auf die Tradition religiöser Toleranz im Islam und plädierte für die weltweite Umsetzung von Demokratie, Religionsfreiheit und Gleichberechtigung von Frauen und Männern.

Der US-Präsident stellte sich gegen gewalttätigen Extremismus und betonte: «Der Islam ist nicht Teil des Problems, sondern ein wichtiger Teil der Förderung des Friedens.» Mit Hinweis auf seinen bevorstehenden Besuch im ehemaligen Konzentrationslager Buchenwald stellte er sich gegen Holocaustleugnung, Antisemitismus und Drohungen gegen Israel. Zugleich hob er das Leid der Palästinenser hervor und sprach sich für eine Zwei-Staaten-Lösung aus.

Mit den Konflikten im Irak, Afghanistan und dem Streit um das iranische Atomprogramm sprach er weitere aktuelle Themen an und versprach, sich für angemessene Lösungen einzusetzen. Das Publikum im Festsaal der Universität unterbrach seine Rede mehrfach durch Applaus.
Dresden: Abgeschirmter Präsident
Während des Besuchs des US-Präsidenten Barack Obama werden die Dresdner und Gäste wahrscheinlich kaum Gelegenheit zu einem Blick auf den hohen Besuch haben. Die «Air Force One» des Präsidenten wird am Donnerstagabend aus Kairo kommend auf dem Dresdner Flughafen erwartet. Bereits ab 3.00 Uhr Donnerstagfrüh haben nur noch akkreditierte Personen Zutritt zu den drei Sicherheitszonen in der Altstadt. Die Dresdner Polizei steht vor ihrem größten Einsatz seit der Wende.

Am Freitag will Obama mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) im Residenzschloss politische Gespräche führen. Ein Besuch der Frauenkirche steht allerdings offenbar nicht auf dem Besuchsprogramm und auch ein «Bad in der Menge» gilt mittlerweile als unwahrscheinlich. Dafür richtet die Stadt auf dem Altmarkt eine zweitägige Willkommensparty aus.

Oberbürgermeisterin Helma Orosz (CDU) sagte am Mittwoch, Obamas Besuch sei eine große Ehre und Chance für Dresden, sich zu präsentieren. «Die Bilder von den Wahrzeichen der Stadt werden um die Welt gehen.» Obamas Besuch werde in die Geschichte der Stadt Dresden eingehen, betonte Orosz. Eine Möglichkeit, Obama ein Geschenk der Stadt zu überreichen, werde es nicht geben.

Auf dem Altmarkt sollen auf einer 40 Quadratmeter großen Leinwand alle Bilder vom Dresden-Besuch Obamas live übertragen werden, wie Orosz ankündigte. Zudem ist ein buntes Bühnen- und Kulturprogramm mit Cheerleadern, Interviews, Musik, Tanz und Bullen-Reiten geplant. Die Party findet am Donnerstag von 17.00 bis 22.00 Uhr sowie am Freitag von 9.00 bis 18.00 Uhr statt. Die Kosten dafür bezifferte Orosz auf 100 000 Euro, etwa die Hälfte davon wird von Sponsoren getragen.

Der Bereich um das Taschenbergpalais Hotel Kempinski, in dem Obama übernachten soll, befindet sich in der Sicherheitszone eins. Neben Einschränkungen im Straßenverkehr wird es während des Obama-Besuchs auch für den Schiffsverkehr auf der Elbe Sperrungen geben. Die Museen im Residenzschloss und im Zwinger mit Semperbau bleiben am Donnerstag und Freitag geschlossen.

Weitere Themen bei dem Vier-Augen-Gespräch zwischen Obama und Merkel am Freitag seien auch Afghanistan und Pakistan, sagte Regierungssprecher Ulrich Wilhelm am Mittwoch in Berlin. Außerdem wollten beide über die Atomprogramme im Iran und Nordkorea beraten sowie über das Post-Kyoto-Klimaabkommen. Auch die gemeinsame Bewältigung der Wirtschafts- und Finanzkrise sowie das Verhältnis zu Russland sollten angesprochen werden.

Nach dem Aufenthalt in Dresden besucht Obama am Freitagnachmittag die KZ-Gedenkstätte in Buchenwald. Obamas Großonkel Charles Payne gehörte zu jener US-Einheit, die am 5. April 1945 im Zwangsarbeiterlager Ohrdruf eintraf, einer Außenstelle Buchenwalds. Nach der Visite in Buchenwald wird Obama weiter zum US-Militärhospital nach Landstuhl fliegen, bevor er nach Frankreich weiterreist.

Obama kommt bereits zum dritten Mal nach Deutschland. Im vergangenen Jahr besuchte er als Präsidentschaftskandidat Berlin. Kurz vor dem NATO-Gipfel Anfang April trafen sich Merkel und Obama in Baden-Baden.