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Wasser und Bänke für alle

Ein heißer Sommersonntag in Paris. Wir laufen an der Seine entlang, lange. Paris ist teuer, unsere Wasserflaschen schon leer. Aber das ist nicht schlimm. Nicht in Paris.

Der Eiffelturm in Paris / © Neirfy (shutterstock)

Vielleicht erinnern Sie sich noch an den Sommer 2003. Das war einer der ersten schockheißen Sommer. Ich weiß noch, dass wir damals wochenlang schon früh morgens die Rollladen runterließen, um unsere kleinen Kinder und uns vor der Hitze zu schützen.

Ganz Europa litt damals unter dem Hoch “Michaela“. Wikipedia schreibt, dass geschätzte 45– bis 70 000 Menschen starben. Und die Hitze von damals gelte als eine der schwersten Naturkatastrophen Europas der 100 Jahre, jedenfalls bis dahin.

Am schlimmsten traf es Frankreich. In der Bretagne waren es über 40 °C, in Paris wurden 39 °C überschritten.

Damals war Frankreich nicht vorbereitet.

Die geschätzten 15 000 Tote im Land aber haben die Franzosen nachhaltig geschockt. Und dafür gesorgt, dass es heute Notfallpläne für Hitzewellen gibt.

So können sich ältere Menschen in ein Register eintragen lassen, sie werden dann angerufen, besucht, mit Wasser versorgt.

In manchen französischen Städten gibt es bei Hitze Fahrverbote für Diesel- und ältere Autos. Parks und Gärten bleiben nachts offen, über Tags können die Menschen gekühlte Räume aufsuchen. Es wurde sogar ein „Tag der Solidarität mit den Betagten“ ausgerufen.

Ich staune und freue mich über diese handfeste Solidarität. Denn: In Deutschland sind damals auch 7000 Menschen gestorben. Von einem nationalen Notfallplan habe ich hier aber nichts gehört.

Als ich vor ein paar Tagen durch das heiße Paris laufe, geht mir all das durch den Kopf.

Nun, ich weiß nicht, ob es einen Zusammenhang mit den Lehren gibt, die Frankreich aus den Hitzetoten von 2003 gezogen hat. Aber mir fällt auf, dass es an so vielen Orten Trinkwasserstationen gibt.

Fast wie Hydranten stehen sie in kurzen Abständen am Ufer der Seine. Vier Wasserhähne an einer Station. Die Menschen trinken oder füllen ihre Flaschen auf.

Was für eine gute Idee.

Und wie wunderbar, dass die Stadt gleich noch an jeder Ecke Bänke und Stühle hat aufstellen lassen. So kann jeder und jede das Seineufer genießen, ohne Geld ausgeben zu müssen.

Auch wenn wir dieses Jahr hier in Deutschland einen kühleren Sommer haben: Wir werden noch viele heiße Sommer bekommen. Wasser und Bänke für alle, gerade an den besonders schönen Orten, das wäre doch mal ein feines Ziel für unsere Zukunft.