Chiles Kirche fordert transparentere Migrationspolitik

Zunehmende Spannungen

Wenige Tage nach dem Tod zweier Migranten an der Grenze zu Chile hat das Katholische Institut für Migration eine transparente Form der Migrationspolitik gefordert. Chile hatte zuletzt viele Flüchtlinge aus Venezuela aufgenommen.

Flüchtlinge aus Venezuela / © Glenn R. Specht-grs photo (shutterstock)
Flüchtlinge aus Venezuela / © Glenn R. Specht-grs photo ( shutterstock )

In einem am Mittwoch (Ortszeit) auf der Internetseite der chilenischen Kirche veröffentlichten Brief an den neuen Präsidenten Gabriel Boric regt das Institut unter anderem humanitäre Lösungen bei der Zusammenführung von Flüchtlingsfamilien aus Venezuela und Haiti an, denen es kaum möglich sei, die erforderlichen Dokumente sicher beizubringen.

Unklarheiten bei Visaverfahren

"Wir glauben, dass es notwendig ist, die Position des Landes angesichts der Unklarheiten bei Visaverfahren in konsularischen Diensten oder angesichts von Flüchtlingsanträgen transparent zu machen", heißt es in dem Schreiben. Unterzeichnet wurde es von Bischof Moisis Atisha aus dem nordchilenischen Bistum San Marcos de Arica der zugleich INCAMI-Präsident ist.

Venezuela: Ein Land in einer tiefen Krise / © David Ortega Baglietto (shutterstock)
Venezuela: Ein Land in einer tiefen Krise / © David Ortega Baglietto ( shutterstock )

Vor wenigen Tagen waren eine Venezolanerin (78) und ein wenige Monate altes Baby aus Bolivien bei dem Versuch gestorben, die Grenze zwischen Bolivien und Chile zu überwinden.

Mitte März hatte die neue Linksregierung des Präsidenten Boric den Ausnahmezustand an der Nordgrenze verlängert, um "die bestmöglichen Bedingungen für die Lösung der komplexen humanitären, Migrations- und Sicherheitssituation im Norden des Landes, insbesondere im Grenzgebiet, zu fördern", wie es im vom Senat abgesegneten Antrag hieß.

Viele Flüchtlinge aufgenommen

Chile gehört zu den Ländern Lateinamerikas die am meisten Flüchtlinge aus Venezuela aufgenommen haben. Zuletzt kam es im Norden des Landes jedoch zu ausländerfeindlichen Ausschreitungen. Venezuela leidet bereits seit Jahren unter einer schweren Versorgung- und Wirtschaftskrise.

Wegen der unsicheren politischen und wirtschaftlichen Verhältnisse sowie staatlicher Repression haben inzwischen rund sechs Millionen Venezolaner ihre Heimat verlassen.

Flüchtling aus Venezuela / © Celiafoto (shutterstock)

UN-Menschenrechtskommissarin Michelle Bachelet warf der Regierung von Präsident Nicolas Maduro schwere Menschenrechtsverletzungen wie außergerichtliche Hinrichtungen, Folter und Unterdrückung der Opposition vor. Die Regierung weist dies als politische Kampagne zurück. Jüngst hat der Internationale Strafgerichtshof auch eine formale Untersuchung zu mutmaßlichen Verbrechen gegen die Menschlichkeit in Venezuela eingeleitet. Untersucht werden sollen aber auch mögliche Gewalttaten von Regierungsgegnern.

Die katholische Kirche in Chile

Bei 18 Millionen Einwohnern sind in Chile rund 74 Prozent der Bevölkerung katholisch. Allerdings gibt es eine zunehmende Konkurrenz durch Sekten und Nachwuchsprobleme. Auf einen Priester kommen 5838 Katholiken. Insgesamt gibt es 960 Gemeinden.

Das Land ist nach der dunklen Ära der Pinochet-Diktatur eines der demokratisch stabilsten in Südamerika, kaum ein Land hat so viele Freihandelsabkommen. Aber die starke Kluft zwischen Arm und Reich und der Widerstand der Ureinwohner der Mapuche sind auch für die Kirche große Herausforderungen, die hier als sehr konservativ gilt.

Fassade der Apostolischen Nuntiatur in der chilenischen Hauptstadt. / © Leonardo Rubilar (dpa)
Fassade der Apostolischen Nuntiatur in der chilenischen Hauptstadt. / © Leonardo Rubilar ( dpa )
Quelle:
KNA