Morgenimpuls mit Schwester Katharina

Wir haben immer die Wahl!

Am Wochenende haben wir gewählt in Nordrhein-Westfalen. Einen neuen Landtag und eine neue Landesregierung. Und ich mit meiner DDR-Vergangenheit habe mir sofort nach der Wende 1989 geschworen, dass ich niemals eine Wahl verpassen oder aus komischen Gründen nicht wahrnehmen würde. Weil wir seit 1990 tatsächlich eine Wahl haben. In der DDR gab es eine Wahlliste, die man im Wahllokal ausgehändigt bekam und man durfte sie zusammenknicken und in die Wahlurne werfen. Nichts ankreuzen, nicht zwei Stimmen haben, oh nein. Alle Kandidaten waren vorher von der SED geklärt und durften durch zusammenfalten und in die Urne werfen bestätigt werden.

Ich bin jetzt noch wütend, wenn ich daran denke. Also haben wir jetzt aber am Sonntag den Wahltag genossen, Laudes beten, Frühstücken gehen, wählen, Sonntagsgottesdienst mitfeiern und nach einem sonnig schönen Tag abends die Hochrechnungen schauen und uns freuen. Freuen daran, dass die allermeisten Menschen demokratische Parteien gewählt haben. Ein bisschen mich ärgern, weil die Wahlbeteiligung geringer war als zuletzt und auch darüber, dass der absolute Verlierer plötzlich ganz ungeniert anmeldete, ja auch eine Regierungsbildung mit verantworten und einleiten zu können.

Auch fairer Verlierer zu sein, muss man lernen. Und ich kann nicht gut verstehen, wenn es so krude Erklärungen gibt, warum man keine Wahl hat und dass sich ja doch nichts ändert. Das sind nur faule Ausreden. Wir haben in ganz vielen Dingen eine Wahl und eine Verantwortung. Und es tut gut zu wissen, dass die meisten Mitmenschen sie wahrnehmen.

Am Abend haben wir dann die Eissaison eröffnet und beim Italiener um die Ecke ein köstliches Eis gegessen. Da haben wir an den Tischen überall ringsherum die Gespräche gehört und die Debatten über die Kandidaten, die Ergebnisse und die Folgen für unser Bundesland. Wunderbar. Wir haben immer eine Wahl: im persönlichen Leben, im gesellschaftlichen Umfeld, im Glauben.

Ich habe die Wahl, ob ich mein Christsein sehr aktiv lebe und meinen Mitmenschen diene und mich für Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung einsetze. Ob ich bete und Gottesdienste mitfeiere, ob ich im Chor mitsinge oder mich für Firmlinge engagiere, ob ich mich um die Nachbarn kümmere oder, wie zur Zeit, die Kirche öffne und alles für die Kirchenbesucher vorbereite. Und diese Wahl kann niemand für mich treffen. Ich selbst kann wählen. Immer.

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