Morgenimpuls mit Schwester Katharina

Nicht zu schnell urteilen!

Gestern ging es mir wie allen, die aus dem Urlaub, von einer Reise oder einem längeren Aufenthalt von außerhalb des eigenen Haushaltes zurückgekommen sind. Wir haben alle unsere Rucksäcke ausgeräumt und die Wäsche in den Waschraum gelegt. Und heute dann sortieren nach hell und dunkel, 30 Gradwäsche und Baumwolle und so weiter. Und dann loslegen und der Waschmaschine eifrig zu tun geben. Was beim Wäschesortieren notwendig ist, um keine Verfärbungen oder andere böse Überraschungen zu erleben, ist manchmal im realen Leben nicht ganz so einfach.

Unser Gehirn ist ziemlich gut darauf trainiert, das, was wir sehen und hören, riechen, erspüren und ertasten, einzuordnen und zu sortieren. Aber damit dabei am Ende nicht sorgfältig in Schubladen aufgeräumte Informationen und Einschätzungen über Menschen und Handlungen herauskommen, muss ich selber nochmal gut darüber schauen. Und da ist dann Verstand, Bildung, Erziehung und auch Glaube, Hoffnung und Liebe gefragt. Zu schnell urteilen wir sonst über die Dinge, die passieren. So in diesen Tagen, als wir zurückkamen.

In unserer Kapelle, die über den Tag geöffnet ist, war ein Stuhl ziemlich deftig zerbrochen. Mutwillig zerstört? Von stark übergewichtigen Menschen demoliert? Will uns jemand Böses? Nach allem hin und her überlegen und denken, sollten wir die Kapelle geschlossen lassen? Nein, auf keinen Fall. Wir lassen den Stuhl reparieren und die Kapelle offen. Sich nicht im Alltag von vorschnellen Einsortierungen und Vermutungen und komischen Sachen verwirren lassen, sondern mit einer guten Portion Humor, Realitätssinn und Liebe in den Tag gehen, ist eine gute Übung. Oft klären sich dann die Dinge, die uns verwirrt oder ärgerlich gemacht haben von selbst. Ich bin gespannt, ob jemals herauskommen wird, wie unserem Kapellenstuhl das Bein abgebrochen ist.

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