Morgenimpuls mit Schwester Katharina

In Not und Gefahr ist der bei uns, den wir Gott nennen

Die Flutkatastrophe im Ahrtal und an Lenne und Erft ist jetzt ein gutes halbes Jahr her und damit die ganze Geschichte nicht im schnelldrehendem Regierungs-, Medien- und Alltagsgeschäft untergeht, senden manche Radio- und Fernsehsender immer wieder Erfahrungsberichte und Fortsetzungen der Geschichten aus dem Juli 2021. Was mir dabei immer wieder auffällt, ist, dass die Betroffenen, ob jung oder alt, erzählen, dass sie irgendwann gebetet haben: "Lieber Gott, bitte hilf mir!" Wenn sie sich ihrer völlig ausweglosen Situation bewusst geworden sind, haben sie in ihrer Verzweiflung die Hände gefaltet in dem Hoffen, Ahnen und Wissen: Hier kann uns nur noch Gott retten.

Sehr beeindruckend fand ich eine Bürgermeisterin, die berichtet hat, dass sie, als sie alles, was im Vorfeld getan werden konnte, getan hat, bevor sie das Rathaus verlassen hat den Pfarrer angerufen und gesagt hat: "Sie wissen, ich bin Atheistin, aber ich bitte Sie sehr beten Sie für unsere Menschen hier im Tal."

In unserem ruhig oder auch unruhig dahin gehenden Alltag denken wir nicht so oft daran, was in der heutigen Lesung steht. Da heißt es im Brief an die Gemeinde in Rom: "Was kann uns denn scheiden von der Liebe Christi? Bedrängnis oder Not oder Verfolgung, Hunger oder Gefahr, Kälte oder Schwert? All das überwinden wir durch den, der uns geliebt hat." Aber die Menschen in den Stunden der Flut als Leib und Leben bedroht und das Erschrecken über das Geschehen übergroß waren, wussten, ahnten und glaubten genau das: In Not und Gefahr ist der bei uns, den wir Gott nennen und der uns Kräfte verleiht, die wir uns im normalen Alltagstrubel niemals zugetraut hätten. Allein deshalb ist es notwendig, dass wir Christen diese Botschaft, dieses Evangelium von einem Gott, der mit uns ist und bei uns bleibt, immer neu in heutiger Sprache weitersagen. Und diese Hoffnung und Zuversicht den Menschen nicht vorenthalten.

Die Dankbarkeit darüber, dass wir zu den Millionen Menschen gehören, die in Sicherheit und Ruhe trotz Pandemie und Sorgen leben können, kann uns dahin führen, unseren Dank an Gott zu sagen und seine Botschaft in meinem Umfeld zu meinen Mitmenschen zu bringen: "In Gefahr und Bedrängnis und in Not, ich bin bei euch."

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