Kölner Sozialpfarrer Franz Meurer schätzt die eigene Freiheit

"Lieber Don Camillo als Pater Brown"

Er ist froh, kein Erzbischof zu sein. Er organisiert Kirmesfahrten für bedürftige Kinder. Und er propagiert den interreligiösen Dialog. Doch am meisten freut sich der überregional bekannte Kölner Sozialpfarrer Franz Meurer über seine Freiheit.

In seinem Element: Pfarrer Franz Meurer hilft bei der Essensausgabe der Kölner Tafel / © Harald Oppitz (KNA)
In seinem Element: Pfarrer Franz Meurer hilft bei der Essensausgabe der Kölner Tafel / © Harald Oppitz ( KNA )

Das Amt eines Kardinals oder Erzbischofs von Köln wäre nichts für ihn, bekannte Meurer (66) in einem Interview der "Süddeutschen Zeitung" (Freitag). "Da bin ich in einigen Fragen zu festgelegt. Zum Beispiel bin ich dafür, dass Frauen Priesterinnen werden dürfen."

Perspektiven für Benachteiligte

Ihm sei es wichtig, benachteiligten Menschen eine Perspektive zu bieten und sie falls möglich in Lohn und Brot zu bringen, sagte Meurer. "Ich habe bei meiner Priesterweihe versprochen, mich um die Armen zu kümmern. Ich habe leider auch versprochen, nicht zu heiraten, aber das ist ein anderes Thema."

Vergleiche mit der Fernsehfigur Don Camillo findet der Sozialpfarrer nicht schlimm: "Lieber Don Camillo als Pater Brown, sage ich immer".

Kritik übte der Geistliche an ausufernden Regelungen des Sozialstaats. Das Bildungspaket beispielsweise sei "ein bürokratisches Monster", so Meurer. "Eigentlich will der Staat damit die Kinder von bedürftigen Familien fördern. Aber die kleinen Leute kommen gar nicht alleine an die Hilfe heran, weil das Verfahren viel zu kompliziert ist. Viele Eltern schmeißen die Briefe einfach weg."

Ökumene und interreligiöser Dialog

Weiter betonte Meurer, dass er bei seiner täglichen Arbeit in den Kölner Brennpunkt-Stadtteilen Höhenberg und Vingst auf die Kooperation mit der evangelischen Gemeinde setze. "Ökumene ist doppelt so gut und halb so teuer. Gerade hier, wo die Stadt viele Ausgaben kürzt, müssen sich die Kirchen zusammentun."

Und nicht nur das. Meurer sieht auch die Zusammenarbeit mit anderen Religionen als zwingend nötig an. Allerdings ist er nach eigener Aussage einmal ein wenig über das Ziel hinaus geschossen. Er wurde gar zum Kardinal einbestellt, weil die Gemeinde die Kollekte eines Gottesdienstes für den Bau der neuen Zentralmoschee in Köln-Ehrenfeld gewidmet hatte.

"Ehrlich gesagt habe ich den Sturm, der danach kam, unterschätzt. Aber die Idee war nicht verkehrt. Wir arbeiten hier mit allen Religionen zusammen", betont der Sozialpfarrer. (KNA/DR)


Quelle:
KNA , DR
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