Morgenimpuls mit Schwester Katharina

Hat die Kirche nur noch 5 Jahre?

Es ist heiß wie im Hochsommer und die Gewitter stehen schon in den Startlöchern. Für heute und morgen sind sie mit allen Sachen angekündigt, die wir früher nur aus Amerika kannten: Unwetter, Starkregen, örtliche Tornados. Wenn sie angekündigt werden, denkt fast jeder: "Ja okay, wird schon nicht so schlimm. Die müssen ja warnen und immer ein bisschen übertreiben." Das genau ist das Problem. Die eigene Einschätzung und die fremde Einschätzung passen ziemlich oft nicht zusammen. Beispiele gibt es genug:

Putin war klar, dass alle in der Ukraine nur darauf gewartet haben, dass sie befreit werden und ihn mit Blumen und Jubel nach einer Woche freudig in Kiew begrüßen werden. Es kam anders.

Im vergangenen Juli haben viele an Erft, Lenne und Ahr die Vorhersagen für ungeheure Regenmengen gesehen und gehört und gedacht: "So schlimm kann es gar nicht kommen". Es kam sehr viel schlimmer und ganz anders.

Als im März 2020 der erste Corona-Lockdown kam, dachten wir: "Na gut, bis Ostern durchhalten, um dann um so fröhlichere Ostern feiern zu können". Es kam sehr anders und selbst dieses Ostern, zwei Jahre später, war nicht sehr munter und fröhlich und eher mit angezogener Handbremse.

Eine sehr fitte und kluge Ordensfrau, die seit Jahren verschiedene Leitungsämter ausübt, sagte bei einer Tagung in der vergangenen Woche: "Ich gebe der Kirche in Deutschland noch fünf Jahre. Mehr nicht." Wir alle anderen saßen da, waren blass vor Schreck und sprachlos ob der Klarheit der Aussage.

Alle dazu passenden Begriffe sind uns schon deutlich vor Augen: reformunwillig, unfähig zu mutigen Entscheidungen, Ausgrenzung vieler Christen in ihrer eigenen Kirche, Klerikalismus, Frauenfeindlichkeit… Sie wissen schon.

Aber dann dachte ich, und nicht nur ich: Nein, das wird nicht so weit kommen. Denn die Kirche sind wir, bin ich und alle Getauften. All die Missstände und kaum noch reparablen Schäden in dieser Kirche sind die eine Seite. Die andere Seite sind all die vielen Gläubigen, die täglich das Evangelium hören und danach zu leben versuchen. Die beten und Gottesdienste mitfeiern und, und, und …

Ich hoffe, bete und wünsche, dass ich recht behalte. Nicht um des Rechtbehaltens wegen, sondern wegen dieser Millionen Menschen, die an Gott glauben und ihrem Glauben ein Gesicht, Hände, Füße und Herz verleihen. Mit viel Sorge und der Bitte um Gottes Hilfe Tag für Tag und über die nächsten fünf Jahre hinaus.

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