Morgenimpuls mit Schwester Katharina

Ganz wach im Hier und Jetzt sein

Heute ist der letzte Tag, der fünfte Tag der „Klostertage in der Schule“. Eigentlich machen wir das seit einigen Jahren im Mutterhaus. Jede sechste Klasse unserer Franziskusschule kommt für einen Vormittag ins Mutterhaus, um das Haus, die Schwestern und die Lebensweise kennenzulernen. Ein Jahr ist es wegen Corona ausgefallen und wir wollten es nicht wegen des Umbaus weiter ausfallen lassen und machen es in der Schule.

Einige Schwestern kommen mit in die Schule und es ist sehr schön für die Schüler*innen. Bei einer der Fragerunden hat kurz vor Ende der eingeplanten Zeit ein Junge gefragt, ob wir Schwestern auch heiraten. Alle haben gelacht. Nicht wegen der Frage, weil die hatten wir schon sehr ausgiebig besprochen, sondern weil er wohl so mit anderem beschäftigt war, dass er das überhaupt nicht mitbekommen hat. Ich kenne das auch sehr und Sie vielleicht auch:

Manchmal ist mit so sehr mit anderen Dingen beschäftigt, dass überhaupt nicht klar ist, was auf einmal Leute von mir wollen und ich dann vielleicht witzig oder eher peinlich und nicht adäquat antworten kann. Dieses "in der Gegenwart sein und leben und ganz wach im Hier und Jetzt sein", klingt eigentlich sehr logisch. Aber so ganz einfach ist es doch nicht.

Wir merken das zurzeit auch sehr in den vielen Auseinandersetzungen in unserer Kirche. Viele Christen merken, dass die Art und Weise des Christseins immer wieder neu in die Jetztzeit übersetzt und definiert werden muss - auch wenn es schmerzhafte Prozesse in der Kirche auslöst. Und vielen anderen von Ihnen scheint es viel besser, in dem zu bleiben, wie es früher war und die sich kaum trauen würden, darüber nachzudenken, wie der Glaube und das Kirche sein, im 21. Jahrhundert gehen kann.

Die einen sagen dann, die Kirche biedert sich dem Zeitgeist an. Die anderen sagen, wir trauen dem Wirken des Geistes in der Kirche nicht nur früher, sondern auch heute. Den einen macht es Angst, den anderen macht es Mut. Trauen wir auch in dieser Zeit nach dem Pfingstfest dem Wirken des Geistes und fürchten wir uns nicht vor dem, was werden kann, wenn er es will.

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