Morgenimpuls mit Schwester Katharina

Bewahren wir uns das Vertrauen auf Gott!

In unserer Ordensgemeinschaft gibt es die schöne Tradition, nach dem Tod einer Mitschwester, einen sogenannten Totenbrief zu schreiben und damit die Konvente in nah und fern und die Angehörigen zu informieren. Als ich gestern den Totenbrief schreiben wollte, fiel mir der Geburtsort auf: Schlochau. Ich habe erstmal im Internet geschaut und habe mich echt festgelesen. Ich konnte da preußische, deutsche, polnische Geschichte lesen in seinen unendlichen Wirrungen über die Jahrhunderte hin.

Von der ersten polnischen Teilung 1772 und preußischer Herrschaft, der Vereinigung von Ostpreußen und Westpreußen, dem Eintritt in den Norddeutschen Bund 1867, Abtretungen an Polen nach dem ersten Weltkrieg, diverse Umbenennungen und Umstrukturierungen bis 1939, dann 1945, als Folge des zweiten Weltkrieges, Besetzung durch die Rote Armee und auf Beschluss der Potsdamer Konferenz unter polnische Verwaltung gestellt. Durch die Flucht der polnisch-stämmigen Bevölkerung aus dem Osten wurde die deutsche Bevölkerung vertrieben. So auch die Familie mit der damals 18jährigen späteren Mitschwester.

In Thüringen angekommen, hat sie in Heiligenstadt Krankenpflege gelernt, hat Olper Franziskanerinnen kennengelernt und ist 1954 in Olpe eingetreten. Wenn ich bedenke, dass sie als Kind nur 12 Jahre in Frieden gelebt hat, dann den grausamen Krieg 6 Jahre überstanden, aber statt Neuaufbau und Neubeginn in der Heimat, Flucht und Vertreibung erlitten hat, dann bin ich unglaublich beeindruckt von dieser Lebensgeschichte. Wer sie später kennengelernt hat, hat eine bescheidene, für sich selbst genügsame, heiter fröhliche Schwester erlebt, die ihr ganzes Arbeitsleben als leitende OP-Schwester im Dienst an den Kranken gelebt hat, sich um die Ehrenamtlichen im Krankenhaus, die Ärzte und MitarbeierInnen gekümmert und den Konvent der Mitschwestern sehr geschätzt hat.

Sie hat gern Theater gespielt und Feste und Feiern organisiert. Wir denken manchmal, dass unsere jetzigen Zeiten schwierig, kompliziert und anstrengend sind. Das sind sie auch. Aber es gab schon immer diese schwierigen Zeiten und darin Menschen, die trotz, oder wegen ihrer so schrecklichen Erfahrungen, liebenswürdig und zugewandt waren und ihr Leben lang Gott und den Menschen gedient haben.

Ein Wort unsere Gründerin, der Seligen Mutter Maria Theresia Bonzel passt deshalb zu unserer Mitschwester und könnte vielleicht auch für manche von uns ein gutes Motto sein. Sie hat in einem Brief geschrieben: "Bewahrt zu allen Zeiten Vertrauen in Gott und ein fröhliches Herz!"

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