Ich weiß nicht, ob Sie das mitbekommen haben. Klimaaktivisten haben mit einer Protestaktion vor der Abendmesse am Fest Epiphanie im Kölner Dom für Aufsehen gesorgt. In einer Meldung heißt es: "Die zwölf Frauen und Männer wollten mit Spruchbändern und Lautsprechern auf die Umweltzerstörung aufmerksam machen. Dabei legten sie sich vor Beginn des Gottesdienstes in den Mittelgang der Kirche", so eine Sprecherin der Kölner Polizei. Mehrfach hätten Kirchenmitarbeiter die Aktivisten aufgefordert, den Dom zu verlassen. Da sie nicht freiwillig gehen wollten, wurden die Demonstrierenden ohne Widerstand aus dem Dom getragen. Die hinzu gerufene Polizei ermittelt nun wegen Hausfriedensbruch.
Soweit die Meldung. Diese Aktion hat ziemlich viele Aspekte, die zu bedenken sehr lohnenswert wären. Einen Gottesdienst zu stören, um auf eine ganz andere Störung aufmerksam zu machen, ist schon sehr eigenartig und zeigt auch, dass es noch ganz andere Seiten von Umweltzerstörung gibt: die Zerstörung des Verständnisses von der Heiligkeit eines Ortes und eines Gottesdienstes und der Religionsausübung vieler Menschen. Und auch die derzeit schwierige Situation der katholischen Kirche in Köln schamlos auszunutzen, dass wieder alle draufhauen können auf die böse Kirche, die angeblich nichts gegen Umweltzerstörung tut. Ich finde es einfach nur schäbig. Ich wage mir nicht auszudenken, was es für einen Sturm der Entrüstung in die gegensätzliche Richtung gegeben hätte, wenn diese Aktivisten das in einer Synagoge, einer Moschee, einem Hindu Tempel versucht hätten. Für meine Begriffe und für meinen Dienstagmorgen ist diese Ärgerlichkeit aber auch eine Anregung, darüber nachzudenken, was mir denn persönlich ein Gottesdienst, eine Kirche, ein anderer religiöser Ort wert ist und ob ich, ob wir bereit sind, uns gegen Störungen und Angriffe zur Wehr zu setzen und sie zu verteidigen, egal in welcher Form.
