Vorschläge des Expertenrats Corona der NRW-Landesregierung

 (DR)

Der Expertenrat Corona der Landesregierung von Nordrhein-Westfalen schlägt vor, die Maßnahmen gegen die Ausbreitung des Virus jetzt "differenzierter und flexibler zu steuern", um negative Auswirkungen so gering wie möglich zu halten. Das Experten-Papier und eine Studie über den besonders von der Coronavirus-Epidemie betroffenen Kreis Heinsberg sollen als Grundlage dienen für die Diskussion der Länder zusammen mit Bundeskanzlerin Angela Merkel in der nächsten Woche.

"Die sozialen und gesellschaftlichen Schäden sind extrem groß", heißt es in dem 15-seitigen Papier: unter anderem mit Blick auf mögliche Vereinsamung älterer Menschen und eine Zunahme häuslicher Gewalt und Kindeswohlgefährdung. Auch die volkswirtschaftlichen Kosten seien "enorm hoch". Extrem stark betroffen seien Branchen wie Gastronomie, Einzelhandel, Automobilindustrie sowie Maschinen- und Anlagenbau.

Die Kapazitäten im Gesundheitswesen mit Intensivbetten, Beatmungsgeräten und medizinischem Personal müssten ausgebaut werden. Notwendig sei eine bessere Steuerung. Die Zahl der Tests auf die Infektion solle erhöht und das Meldewesen verbessert werden.

"Gleichzeitig muss nun so schnell wie möglich und so langsam wie nötig schrittweise eine verantwortungsvolle Normalität eingeleitet werden", schreiben die Experten. Voraussetzung sei, dass das Gesundheitssystem mit dem Infektionsgeschehen nicht überfordert ist und Voraussetzungen zum besseren Monitoring der Krise geschaffen wurden. Ein Kriterium sei, in welchen Bereichen die Gefahr einer Ansteckung hoch oder niedrig sei oder welche Bereiche besonders wichtig seien. Ein möglicher Weg sei, Schulen, Hochschulen und Einzelhandel schrittweise zu öffnen.

Die Experten schlagen vor, das Testverfahren auszuweiten. So sollten Menschen mit den Krankheitssymptomen sowie ihre Kontaktpersonen immer getestet werden. Infektionsketten müssten zurückverfolgt werden.

Bildungsangebote für Kinder und Jugendliche sollten "so schnell wie möglich" ermöglicht werden. Die Betreuung in Kitas und die "(Teil-)Öffnung" von Schulen könne berufstätigen Eltern wieder Freiräume verschaffen. Es könnten vor allem Betreuer eingesetzt werden, die nicht zu einer Risikogruppe gehören.

Zur Risikogruppe - Ältere, Raucher und Menschen mit Vorerkrankungen - gehörten bis zu 20 Millionen Menschen in Deutschland. Kontakte sollten generell auf ein Mindestmaß reduziert werden, meinen die Fachleute. In Alten- und Pflegeheimen könne ein Besuchsverbot und konsequentes Testen weiter notwendig sein.

Die Fachleute schlagen vor, wirtschaftliche Aktivitäten müssten so schnell wie möglich wieder zugelassen werden, möglichst weiter mit Schutzmaßnahmen wie Masken, Abstand und Trennwänden. "Großveranstaltungen wie Fußballspiele der Bundesliga mit Zuschauern, aber auch Messen und Kongresse werden auf absehbare Zeit nicht stattfinden können", ist die Meinung der Experten. Konzerte und Theater könnten mit Einschränkungen wie Abstandsregeln und Personenbegrenzung stattfinden. (dpa / 12.04.2020)