US-Zeitungen: Mangelnde Transparenz der Kirche bei Missbrauch

 (DR)

Die US-Zeitungen "Boston Globe" und "Philadelphia Inquirer" erhöhen den Druck auf die katholische Kirche zur Aufklärung ihrer Missbrauchsskandale. In gleichlautenden Leitartikeln werfen sie den US-Bischöfen vor, eigenes Fehlverhalten nicht ausreichend offenzulegen.

Nach einer gemeinsamen Großrecherche veröffentlichten beide Zeitungen einen fast 6.000 Wörter umfassenden Artikel. Er kommt zu dem Ergebnis, dass seit der Aufdeckung des Skandals 2002 in Boston die katholischen Kirchenoberen ihrem selbst verordneten Transparenz- und Aufklärungsgebot nicht umfassend nachgekommen seien. In dem Recherchebeitrag werden keine neuen Missbrauchsfälle genannt. Er dokumentiert bekannte Fälle und geht dem Umgang noch amtierender und pensionierter Bischöfe damit nach.

Philadelphias Erzbischof Charles Chaput sprach von einer "wertvollen Berichterstattung" für die "gesamte Öffentlichkeit - einschließlich der Katholiken". Gleichzeitig hielt er den Autoren auch Unausgewogenheit vor; sie seien nicht wirklich daran "interessiert, was die Kirche getan hat und tut, um das Problem zu lösen".

Bostons Kardinal Sean O'Malley gab ebenfalls ein geteiltes Echo. Der Bericht biete "ein Fenster in die Tiefe des Problems, mit dem die Kirche konfrontiert ist". Zugleich verwies er darauf, dass seine Erzdiözese 2011 mit der Identifizierung von Missbrauchstätern begonnen habe. Das Thema sexueller Missbrauch durch Angehörige der katholischen Kirche soll im Mittelpunkt des Herbsttreffens der US-Bischofskonferenz Mitte des Monats in Baltimore stehen. (dpa, 5.11.18)