Tagung gegen Umwidmung von Kirchengebäuden - Teilnehmer im domradio-Interview

Weimarer Votum

Gegen die Umwidmung von Kirchengebäuden zu säkularen Veranstaltungsorten haben sich rund 250 Teilnehmer einer Tagung an der Bauhaus-Universität in Weimar nachdrücklich ausgesprochen. In einem "Weimarer Votum" plädierten stattdessen für eine "erweiterte Nutzung".

 (DR)

Die "erweiterte Nutzung" erhält den sakralen Ort und macht den Kirchenraum zugleich für Kommunen oder Vereine nutzbar. Die gemeinsamen Strategien dafür sollten gemeinsam von den Kirchen und ihren gesellschaftlichen Partnern entwickelt werden.

In der Tagungsdiskussion zu kommunalen, kulturpolitischen und architektonischen Aspekten von möglichen Nutzungskonzepten für Kirchengebäude habe sich die "erweiterte Nutzung" als "Modell mit Zukunft" erwiesen, betonte als Mitorganisator der Vizevorsitzende der Evangelischen Akademikerschaft in Deutschland, Pfarrer Manfred Keller, im domradio-Interview. Zugleich sei deutlich geworden, dass dieses Modell nicht nur als architektonische Gestaltungsaufgabe verstanden werde, sondern auch als "Herausforderung zu sozialer Fantasie".

"Nicht voreilig dem Zeitgeist opfern"
Von den bundesweit rund 46.000 evangelischen und katholischen Kirchen sind Schätzungen zufolge etwa zehn Prozent durch bauliche Schäden oder infolge des Mitgliederrückgangs in ihrem Bestand gefährdet. In der Diskussion um neue Nutzungskonzepte werde von den öffentlichen Partnern eine weitere gottesdienstliche Nutzung "nicht nur akzeptiert, sondern ausdrücklich gewünscht", sagte die Architektin Kerstin Vogel vom Lehrstuhl für Denkmalpflege an der Bauhaus-Universität. Auf dieser Grundlage seien bauliche Eingriffe "immer erst der zweite Schritt".

Der langjährige kirchliche Baudezernent Ulrich Böhme aus Dresden warnte, Kirchen dürften "nicht voreilig dem Zeitgeist geopfert werden". Die Tagung, die im Rahmen der 2002 ins Leben gerufenen "Evangelischen Hochschuldialoge" der Evangelischen Kirche in Deutschland stattfand, wurde gemeinsam von der Bauhaus-Universität und der Evangelischen Akademikerschaft in Deutschland organisiert.